Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin, 18. September 1856]
Mein lieber Herzens Ernst!
So sehr ich mich auch freute als Dein Brief kam, so thut es mir doch sehr leid, daß so manches auf Deiner Reise anders gekommen, als Du es gewünscht hast. Das ist nun mal in diesem unvollkommenen Leben nicht anders; es kommt da manches anders als es uns lieb ist. Du mußt Dich dadurch nur nicht verstimmen lassen; und Dich nur immer dankbar über das Gute freuen, was Dir durch Gottes Güte zu Theil wird. Hoffentlich hast Du dort besseres || Wetter als wir hier haben, hier regnet es immer fort und ist windig und kalt. –
Wenn dort auch der Wechsel so groß ist, als hier; so nimm Dich nur recht vor Erkältung in Acht. Ich bin Tag und Nacht in Gedanken bei Dir; und freue mich schon recht auf die Zeit, wo wir Dich wieder bei uns haben. Gott gebe uns ein frohes Wiedersehn; da werden wir uns gegenseitig viel zu erzählen haben; || jetzt verlangt mich’s zunächst nur zu hören, wie sich es noch mit Deiner Reise gestaltet haben wird; wer von den Reisegefährten nun noch nach Nizza kommt; Du hast Dich in Deinem Briefe nicht deutlich darüber ausgesprochen, Häckel meint: H. Professor Kölliker habe die Reise nach Nitza ganz aufgegeben, und ich denke er geht doch hin und nimmt nur einen anderen Weg als er erst gewollt hat. || Die Fr. D. Peterssen, Bernards Mutter, ist gestorben; das war wohl schon lange zu erwartten, doch thut es mir für ihre Kinder und für Bertha sehr leid; auch die Frau von August Maaßen in Königsberg ist gestorben; Minchen Kokkeril ist dort. Friederike von Düring, die Du ja wohl in Stettin gesehn hast, ist Braut mit einem Doctor; auch die eine Tochter von Geheimrath Simons hier. –
Nun, mein lieber Herzens Ernst, lebe recht wohl und denke fleißig an
Deine
alte Mutter
L. Häckel
geb. Sethe.
Anna Bennecke in Frankfurt ist auch Braut. –a
a Briefschluss im Br. A 35886 auf S. 2 unten: Nun, mein lieber … auch Braut.