Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], 14. Februar [1863]

den 14ten Februar

Mein lieber, lieber Ernst!

Gottes reicher Seegen sei mit Dir im neuen Lebensjahr, er erhalte Dich gesund, und gebe Dir viel Gutes, vor allem Dein häusliches Glück ungetrübt. Mir ist es recht schwer, daß ich Dich nicht bei mir haben kann, nun wenn ich nur weiß daß Du zufrieden und glücklich bist. Wie werdet Ihr dann den Tag verleben? Hoffentlich kommt mein Kistchen doch den Montag an, ich wollte es um sicher zu gehn, heute Abend abschicken, nun er-||klärt aber Vater, er würde erst heute Abend schreiben, da hoffe ich es morgen vor der Kirche auf den Bahnhof schicken zu können.

Gerne, mein lieber Ernst, wollte ich Dir eine kleine Freude an Deinem Geburtstag machen, wußte aber nicht was, und daher schicke ich Dir Thaler, und bitte, daß Du Dir selbst etwas kaufst, den The, Pfefferkuchen etca schenke ich Dir auch; die kleinen Kuchen habe ich heute für Dich gebacken; auch das || bekannte Pretzelchen fehlt nicht. Von Betzold haben wir eine Verlobungsanzeige erhalten, sage ihm meinen herzlichsten Glückwunsch, auch über Gegenbauers Verlobung habe ich mich sehr gefreut. –

Wir haben hier etwas unruhig gelebt, vorigen Mittwoch habe ich sogar Ballmutter gespielt, es war bei Quinckes eine Gesellschaft, wobei getanzt wurde, und da Clara auch eingeladen war, so fuhr ich mit ihr hin; es war recht hübsch, viele fragten || nach Euch. – Clara Ortmann läßt grüssen und dankt für Annas Brief, sie versprach wenn sie könne, noch ein Briefchen zum Einlegen zu schicken, es ist aber keins gekommen. Heute erhielt ich von Auguste aus Bonn einen Brief mit einem Auftrag; Sie schreibt auch mit den Weihnachtssachen habe sie auch an Anna geschrieben, ob Anna den Brief wohl erhalten habe, || sie hätte um Antwort gebeten und keine bekommen. –

Die Quittung von Hesse habe ich für Anna mit eingepackt. –

Sobald ich Richter sehe werde ich ihm 5 Thaler für die Rübchen geben, er war wenige Tage ehe ich Eueren Brief erhielt hier, und fragte ob ihr nichts davon geschrieben hättet. –

Den Fischkorb behalte ich noch hier, er ist sehr viel schwerer als das Kistchen, und darin packten sich die Sachen so schlecht hin ein. Die Photographien habe ich vor || 8 Tagen auf dem Döhnhofsplatz bestellt, werde sie aber erst künftige Woch bekommen, daher kann ich sie jetzt nicht mitschicken. Früher konnte ich sie nicht b bestellen, da meine Kasse so schwach war, daß ich jede nicht ganz nöthige Ausgabe meiden mußte. –

Zu meiner großen Freude sind die Nachrichten aus Frankfurt recht gut, es geht Herrmine wie auch || den Jungen recht gut. Bei Deiner Tante Julchen, liebe Anna, ist jetzt Frl. Lüttke aus Münster zum Besuch. –

Hier ist mal wieder viel Besuch von Ausserhalb, morgen Mittag werden: August Sack aus Halle, die Wittig mit einer Enkelin Lehmann und ein Neffe Sack hier essen, und Tante Gertrud, der es wieder gut geht. –

Vater hatte 2 Friedrichsdor zum Geburtstag für Dich bestimmt, Du findest es in Couvert unten in der Kiste. || Ich muß mich beeilen, daß das noch vor 9 Uhr auf den Bahnhoff kommt da es Sonntag ist. Seid beide aufs innigste gegrüßt

von

Euerer

alten Mutter

Lotte.

a eingef.: etc; b gestr.: mit schi

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
14.02.1863
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36201
ID
36201