Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Anna Haeckel und Ernst Haeckel, Berlin, 26. Januar 1864

Berlin 26/1 64.

Liebe Kinder!

Wie wird es nur jetzt meinen lieben Kindern in Jena gehn? So frag ich jetzt oft, meine Gedanken sind immer bei Euch, es thut mir so leid, daß ich Euch nicht pflegen kann; ich kann ja nichts für Euch thun, als für Euch beten, und so möge Gott denn mein Flehen erhören, daß Ihr bald wieder ganz besser seid.

Gebt mir jetzt nur bald Nachricht, und sagt mir wie es Euch || geht? aber ganz aufrichtig und wahr. Hoffentlich habt Ihr meinen Brief mit den 50 Thalern richtig erhalten, den ich schon a vorgestern abgeschickt habe. –

Heute würde ich nicht schon wieder schreiben; aber gestern Abend kam ein Brief aus Landsberg für Dich, lieber Ernst, und ich will ihn Dir gleich schicken. Da fiel mir nun ein, Euch zur Erquickung einige Apfelsinen zu schicken, die dann || hierbei folgen, und es wird mich freuen, wenn sie Euch Freude machen. In der Mitte des Kistchens findest Du, lieber Ernst die Landsberger Briefe mit noch einigen andern, die für Dich gekommen sind.

Die leeren Räume habe ich mit einigen Feigen ausgefüllt. Heute früh habe ich noch Deinen Wunsch, lieber Ernst, den silbernen Löffel besorgt, und ich werde es so abschicken, daß es zum 1sten in Landsberg eintrifft. Der Löffel kostet 2 Thaler 26 silbergroschen || und ich werde, wenn Du nichts anders bestimmst, einen Friedrichsd‘or zu legen. – –

Heinnrich hat mir die Rennte für Anna vom Großvater gebracht, und ich habe 2 Thaler zu gelegt um sie voll zu machen; – damit es in Ordnung kommt. –

Gestern zub Mittag war Heinnrich und Tante Gertrude hier, zum Kaffe kam Tante Bertha mit den beiden Gertruds aus Potsdam; und Abends zum Theec waren Frau Professor Passow, Gertrud, || Frau Dr. Lachmann und Frau Professor Weiß hier; also viel auf einem Tag, zum Thee fand sich auch noch der Major v. Brauchitsch ein.

Bertha Piene ist wieder recht krank, das arme Mädchen. Nun, lieben Kinder, seid noch auf’s innigste gegrüßt, denkt fleissig an uns, wie es unser innigster Wunsch ist, daß Ihr bald wieder ganz gesund und munter sein mögt. || Bitte sagt uns ja bald, wie es Euch geht; und seid nur recht vorsichtig, Anna muß sich noch lange in Acht nehmen, und Du auch, Du mußt die Vorlesungen aussetzen, wenn Du krank bist. Vater grüßt mit mir schön. Mit der herzlichsten Liebe Eure

Mutter Lotte

a gestr.: ge; b eingef.: zu; c eingef.: Thee

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.01.1864
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36177
ID
36177