Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Anna und Ernst Haeckel, Berlin, 29. September 1862

Berlin d. 29sten

Liebe Kinder!

Diese Zeilen sollen Euch den ersten herzlichen Gruß Eurer alten Mutter in der neuen Heimath bringen, denn hoffentlich kommt Ihr heute dort an. Leider könnt Ihr Euch nun nicht bald einrichten; da Helehne keine Nachricht bekommen hat, wie die Sachen geschickt werden sollen, wir beriethen nun, daß es wohl am beßten sei, die Möbel gingen durch einen Fuhrmann, doch hatte a || der Tischler gesagt, er könne jetzt, in der Ziehzeit keinen Möbelwagen bekommen. Darauf ist Häckel bei Henkel gewesen, der hat auch gesagt vor dem 4ten könne er nicht fahren, so gerne er auch wolle. Wenn er es vor 14 Tagen gewußt, so hätte er sich darnach eingerichtet. Ich wollte Euch nun fragen, ob ich die Betten und sonstigen Sachen, die ich noch von Ernst hier habe || über Apolda schicken sollte, und wenn Ihr bald antworttet, so kann ich ja dabei noch einiges, was Ihr gleich braucht, zupacken.

Tante Bertha gab mir heute für Euch beifolgenden Brief nebst Photografie von Wilhelm Bleek, der die Anstellung als Bibliothekar in der Kapstadt mit 1600 Th Gehalt hat. – Häckel grüßt Euch beide schön, er ist eben nach Freienwalde gefahren, er hatte zu große Sehnsucht Hermine und die Kinder zu sehn. || In der Truhe habe ich den Trompeter von Säckingen gefunden, gehört der Dir oder Karl? – –

In Deinem Schrank sind 3 Hüte, sollen die alle 3 mit eingepackt werden?

Dann sind noch einige Gläser mit Thieren, Spiritus etc, was soll damit?

Ich schicke Dir das Handwerkszeug damit Du es hast wenn die Sachen ankommen.

Nachmittag eben schickte Helehne mir den Brief von Euch, ich habe ihr durch || Konrad sagen lassen, ich würde Euch noch schreiben, daß sie den Brief bekommen habe. Ich denke nun, sie wird alles wohl so besorgen b wie Ihr es geschrieben. – Ich denke ich wartte mit Absendung meiner Sachen noch bis Ihr schreibt. – Also gestern seid Ihr angekommen, ich hoffe gesund und munter. Häckel wird wohl erst Freitag oder Sonnabend kommen. || Das Silber denke ich Euch per Post zu schicken, der Sicherheit wegen, wenn Ihr erst in Eurer Wohnung seid; ich habe noch 1 Dutzend Eßlöffel bei Wilm bestellt, die wir zu Annas Geburtstag etc Euch schenken wollen; die werden Mittwoch fertig, ich kann es dann schicken sobald Ihr es wünscht. Seid aufs herzlichste gegrüßt von

Eurer alten Mutter

Lotte.

Die Verlobung von E. Voswinkel ist aufgelöst.

a gestr.: der; b gestr.: mit

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
29.09.1862
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36137
ID
36137