Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 13. Februar 1853

Berlin 13/2 53.

Gottes Auge sei mit meinem geliebten Kinde! So mein lieber Herzens Ernst habe ich jeden Geburtstag von Dir begrüßt, und auch in der Ferne weiß ich Dir nichts besseres zu wünschen als, daß unser himmlischer Vater Dich in seinen besonderen Schutz nehmen möge. Und das wird er gewiß, wenn wir nur immer kindlich ihm vertrauen; und die Gewißheit festhalten, daß es zu unserem wahren Heile ist, wie er uns || führt, und so mein lieber Ernst, mußt Du es auch betrachten, wenn es mit deinem Knie noch immer nicht so gut ist wie Du und ich es wünschen; aber so niedergeschlagen mußt Du nicht sein. Gott gebe Dir im neuen Lebensjahr auch frischen Muth und Freudigkeit; kümmere Dich auch nicht immer so sehr mit der Frage: was wird aus mir werden? || Das kann sich jetzt schon unmöglich zeigen, Du mußt die Lebensverhältnisse noch aus eigener Anschauung genauer kennen lernen, ehe Du über [eine] solche wichtige Sache eine entschiedende Entscheidung faßt. Kultiviere nur die Geistesanlagen, die Dir Gott gegeben, benutze die Gelegenheit zu Deiner Entwickelung, die Dir geboten wird durch Menschen und durch die Lebensverhältnisse, || wie Du lebst; suche geniesse auch dankbar das Schöne, was Gott Dir gegeben hat. –

Eben aus der Kirche gekommen, beeile ich mich rasch einzupacken, damit Du an Deinem Geburtstage unsere Briefe bekommst, und etwas zu schmausen. – Zum Geburtstagsgeschenk werde ich Dir 10 Thaler in Deine Kasse zum Mikroskop legen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
13.02.1853
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36110
ID
36110