Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Ziegenrück, 29. November 1853

Ziegenrück 29/11 53.

Mein lieber Herzens Ernst!

Gestern erhielt ich endlich von Vater beifolgenden Brief und den von Dir. Diesmal hatte ich von Euch beiden so lange gar nichts gehört, daß ich mit wahrer Sehnsucht, täglich Nachricht erwarttete. Hier ist noch immer alles beim Alten, und wer weiß wie lange wir noch wartten müssen; indeß ist ja Mimmi gesund, und ich hoffe es geht alles gut. ||

Nun mein lieber Herzens Ernst, verfolgea nur muthig und mit Vertrauen die angefangene Bahn; Du treibst ja dabei nichts, was nicht auch das Studium der Naturwissenschaft berührt; zu einem bestimmten Beruf sollst Du nie gezwungen werden, ich wünschte nur daß Du die verschiedenen Zweige der Wissenschaft gründlich || kennen lernst, damit Du später, selbstständig wählen kannst; wir wollen Dich ja gerne länger studieren lassen; ich habe doch die Zuversicht daß Du Deinen Platz im Leben finden und ausfüllen wirst; quälle Dich nur nicht mit Bedenklichkeiten. Auch laß den Gedanken fahren, Du könntest nie eine Reise machen, das wird sich alles finden. – – ||

Ich habe schon öfter bei Dir angefragt, ob Du nicht einen Rock zum Winter brauchst, darauf hast Du nie geantworttet; es scheint ein kalter Winter zu werden, und ich dächte da müßtest Du einen warmen Rock haben, Karl läßt sich jetzt einen Ueberzieher von ganz dickem Zeuge machen. Kannst Du Dir dort einen kaufen oder machen lassen oder soll ein [Briefschluss fehlt] |

Karl und Hermine grüssen mit mir Dich herzlich.b

a gestr.: gehe; eingef.: verfolge; b Schlussformel am linken Rand von S. 3: Karl … herzlich.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.11.1853
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36097
ID
36097