Haeckel, Carl Gottlob

Carl Gottlob Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 7. August 1855

Berlin 7 August 55.

Mein lieber Ernst!

Wir sind vorgestern Abend um 10 Uhr glücklich von Ziegenrück hier angekommen, wir sind in 1 Tage hieher gereist, es wurde zwar Mutter etwas schwer, allein wir wollten und (sie selbst) kein Nachtquartier machen. Der Ausschlag auf dem Kopfe hat sich durch den beinah 3wöchentlichen Gebrauch der Kur etwas gebeßert. Im Ganzen aber leidet sie viel durch das Juken und Brennen und ist auch im Gesicht sehr entstellt. Zum 12ten oder 13ten wird Quinke zurükkehren. Der Arzt in Ziegenrück meint: Quinke müße noch stärkere Mittel anwenden, zur Zittmannschen Kur hat aber Quinke keine rechte Lust, er wird nun Mutter erst sehen müßen und dann seine Maasregeln nehmen. Ich bleibe bei Mutter, damit in der Pflege nichts versäumt wird. Tante Bertha haben wir sehr wohl gefunden, nur auftreten und Gehen kann sie nicht. –

Gestern war ich beia Weiss, sie laßen Dich herzlich grüßen und werden gegen Ende künftiger Woche nach Schlesien reisen ins Hirschberger Thale, von wo aus Weiss Excursionen in die Höhe des Gebirges machen wird. Er schikt Dir beiliegende Charten mit und läßt Dir sagen: Du sollst ja nicht unterlaßen Hℓ. Ehrlich aufzusuchen. Du würdest im Museo sehr hübsche Sachen, besonders aus der frühern Thierwelt finden. Ferner kennt Hℓ. Ehrlich die Alpen, welche Du bereisen willst, sehr genau, er ist überdies ein sehr geselliger und braver Mann. –

Nimm unsre herzlichsten Wünsche für Dein Wohlergehen auf der Reise, besonders von Mutter, welche Dich Gottes Obhut anempfiehlt u. stets bei Dir sein wird, ich thue desgleichen! A Dieu mein theurer, lieber Ernst, Gott befohlen. − Die Reise nach Franken ist für mich von großem Intereße gewesen.

Dein Dich liebender Vater

Haeckel

a eingef.: bei

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
07.08.1855
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 35924
ID
35924