Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 29. Dezember 1885
Potsdam d. 29/12 85.
Lieber Bruder!
Die Hauptfesttage sind nun überstanden und bei uns ganz gut abgelaufen. Am heiligen Abend war ich mit Marie u. den Studenten zuerst bei Hahn’s, wo dem Lotting aufgebaut wurde und das kleine Ding große Freude am Baum u. dem Puppenzeug hatte.
Nachher war bei uns Aufbau, nachdem mein Heinz auch glücklich angekommen war. Großmutter und Tante Bertha waren unten. Heinz brachte Dein Prachtbuch über Afrika mit, das ich, wenn es Mutter gelesen haben wird, mit Vergnügen an mich nehmen werde u. Dir dafür herzlich danke.
Die Kinder haben von mir fast nur Nützliches erhalten, Heinz ein O. Hansing’sches || Buch, das vielleicht auch Du mit Interesse liesest.
Den 2t Feiertag Nachmittag waren wir bei den Wannseern, die der Kinder wegen nicht kommen konnten, aber zu Neujahr hier zu sein hoffen.
Gestern habe ich mir mit Heinz die Ausstellung der farbigen Skulpturen besehen u. darunter vieles recht Ansprechende gefunden. Heinz wird Dir davon erzählen.
Dann ging ich mit ihm zu Amsler & Rudhardt und habe Dir dort ein Bildchen von Bismarck ausgesucht, das Du binnen 8 Tagen direkt zugeschickt bekommst. Hoffentlich gefällt Dir die Photographie mit dem Reichshunde. ||
– Deine Geldgeschäfte wickle ich nun demnächst ab. Willst Du mir aber nicht schreiben, wie viel vom Kassenbestande ich an Heinrich mitgeben soll? – Hoffentlich nicht zu viel. – Zum Anfanga Februar könnte ich Dir wieder mehr schicken.
Morgen ist in meinem Hause viel Leben. Das junge Volk soll tanzen u. kommt dazu aus der Lisco’schen und Richter’schen Familie viel Einquartierung.
Heinz wird Dir davon erzählen.
Ade, mit der Bitte um baldige Nachricht auf die angestrichene Stelle
Dein
treuer Bruder
Karl,
der Euch Allen ein gutes neues Jahr wünscht.
bMutter und Tante grüßen herzlich!
a eingef.: Anfang; b weiter am Rand v. S. 3: Mutter und Tante grüßen herzlich!