Kalisky, Friederike

Friederike Kalisky an Ernst Haeckel, Dresden, 15. Februar 1852

Dresden den 15ten Febr.

1852.

Herzinnig geliebter Ernst!

Daß ich seit unserer Trennung recht oft und stets mit den besten Wünschen Deiner gedachte, bedarf wohl keiner Versicherung und wenn ich mir Deinen Schmerz bey der Trennung von den theuren Eltern, so recht lebhaft vorstellte, da hätte ich zu Dir eilen mögen, um Dich mit den süssesten Trostworten an mein Herz zu drücken. Du hast männlich überwunden und mit doppelter Seeligkeit die Weihnachtsfreuden in der neuen Elterlichen Wohnung genoßen. Der morgende Tag wird auch viel Wehmuth in Deine Freuden mischen, aber Du wirst Dich überwinden und mit Dank erkennen, daß Gottes Gnade Dich vor Vielen auszeichnet, indem er Dich in eine Lage versetzte, wo Du ohne alle Sorgen Dich nur der Ausbildung Deines Geistes und Deinen Lieblingsbeschäftigungen widmen kannst. Nun wünsche ich nur von ganzem Herzen, daß der gütige Gott auch im neuen Lebensjahr Deine kräftige Gesundheit beschützen möge, und welche Freude sollte es mir gewähren wenn ich Dich im Laufe des Sommers einmal hier in Dresden begrüßen könnte.

Das kleine Geschenk, welches diese Zeilen begleiten sollte erhältst Du später durch Deine lieben Eltern, denn ich leide eben an einem Reuhmatischen Brustfieber, und habe mein Bett nur ver- || lassen um diese wenigena Zeilen zu schreiben. Darum entschuldige auch freundlichst die Unreinlichkeit des Briefs, aber es war unmöglich für mich, denselben zu koppiren, denn meine Mattigkeit ist allzu groß.

Hoffentlich hat Mutterchen meinen Wunsch erfüllt, und Dir eine Keule von dem schönen Rehbock geschickt, den mein Neveu Balde vorigen Monat für Deine lieben Eltern nach Berlin senden mußte. Haasen sind gar keine zu bekommen sonst begleiteten ein Paar diesen Brief. Nun lebe wohl Du guter lieber Ernst und denke zuweilen mit Liebe

Deiner

armen alten Tante

Kalisky

N.B.

In Berlin findest Du ein amerikanisches seidenes Taschentuch zum täglichen Gebrauch

von Deiner Tante

Deinen verehrten Pflege Eltern meine herzliche Empfehlung und die besten Wünsche für ihr Wohlbefinden.

a korr. aus: wemigen

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
15.02.1852
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 33799
ID
33799