Rothe, Karl; Trinks, Friedrich; Scheller-Steinwartz, Robert von; Richter, Ernst von

Karl Rothe, Friedrich Trinks, Robert von Scheller-Steinwartz und Ernst von Richter an Ernst Haeckel, Weimar, Meiningen, Altenburg, Gotha, 16. Februar 1914

Hochverehrter Herr Geheimer Rat!

Zu der seltenen Feier, die Eurer Exzellenz heute zu begehen vergönnt ist, fühlen auch die unterzeichneten Vertreter der Großherzoglich und Herzoglich Sächsischen Staatsregierungen das lebhafte Bedürfnis, Eure Exzellenz mit den besten Wünschen zu begrüßen, vor allem mit dem Wunsche, daß Sie sich noch eine lange Spanne Zeit mit Ihren Angehörigen, Ihren Freunden und Verehrern der Früchte eines an schaffender Arbeit und an Erfolgen gleich reichen Lebens in Rüstigkeit erfreuen mögen. Was Sie ein halbes Jahrhundert hindurch der Wissenschaft gegeben haben, ist bekannt, und an dem staunenswerten Aufschwung naturwissenschaftlicher Erkenntnis, dessen Zeuge das lebende Geschlecht gewesen ist, fällt Ihnen ein Anteil || zu, der nie vergessen werden kann.

Wenn wir uns dies heute vergegenwärtigen, haben wir zugleich mit Freude und Dankbarkeit zu gedenken, daß Ihre Lebensarbeit aufs engste verknüpft gewesen ist mit der Universität Jena. In Ihnen durfte unsere Universität nicht nur einen ausgezeichneten Forscher und Lehrer durch so lange Jahre zu den ihren zählen, Sie haben ihr auch als ein uneigennütziger Freund und Gönner nahegestanden, immer auf ihr Bestes bedacht, mit offener Hand zu tatkräftiger Unterstützung bereit. Als ein großartiges Denkmal solcher Gesinnungen steht vor uns das von Ihnen noch jüngst errichtete und der Universität geschenkte Phyletische Museum, in dem sich die wissenschaftliche Arbeit || eines langen Lebens voll rastloser Tätigkeit sichtbar verkörpert. Ein Treueverhältnis, wie es zwischen Ihnen und der Universität bestanden hat, wirkt vorbildlich und stärkt in den Regierungen der Erhalterstaaten die Zuversicht, daß auch künftig der Thüringischen Hochschule es nie an Männern fehlen wird, die opferwillig für ihr Blühen und Gedeihen ihr Bestes zu geben bereit sind. Mit Gefühlen aufrichtiger Verehrung und Dankbarkeit begrüßen wir darum heute in Ihnen, hochverehrte Exzellenz, wie den Mehrer des Reichs der Wissenschaft, so auch den Mehrer des Rufs und Wohlstands der Universität; möchte sie sich noch lange Ihrer treuen || und ehrenvollen Anteilnahme an ihren Geschicken erfreuen dürfen!

Weimar, Meiningen, Altenburg, Gotha,

den 16. Februar 1914.

Dr. Rothe Dr. Trinks Dr. v. Scheller-Steinwartz Dr v. Richter

Seiner Exzellenz

Herrn Wirklichen Geheimen Rat

Professor Dr. Ernst Haeckel

in | Jena.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
16.02.1914
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 33154
ID
33154