Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Arnold Lang, Jena, 8. November 1899

Jena, den 8.11.1899.

Lieber Freund Lang!

Durch Ihre liebe Frau, der ich für ihre freundlichen Zeilen bestens danke, erfuhr ich zu meinem Bedauern, daß auch Sie krank gewesen sind. Hoffentlich ist Alles glücklich vorüber und Sie haben noch die Ferien genossen, um neue Kräfte für das begonnene Winter-Semester zu gewinnen. Ich wünsche Ihnen dazu alles Gute; aber überarbeiten Sie sich nicht!

Ich mußte in Rom 8 Tage im Deutschen Hospital liegen, in Folge einer Contorsion des Kniegelenks, welche ich mir beim Sturze meines Maulthieres (in einem; felsigen Engpaß des Sabiner Gebirges) zugezogen hatte. Jetzt ist Alles wieder in Ordnung. Auf der Rückreise war ich noch 3 Tage in München, da Prof. v. Lenbach mich für seine „Gallerie von Zeitgenossen“ malen wollte; das Portrait ist gut gelungen.

Inzwischen werden Sie das III. Heft der „Kunstformen d. N.“, sowie mein Buch über „die Welträthsel“ erhalten haben. Von letzteren ist die I. Aufl (3000 Expl.) innerhalb 5 Wochen abgesetzt worden; jetzt erscheint die unveränderte zweite.

Meine Frau, die leider wieder längere Zeit krank war, beginnt sich zu erholen. Sie grüßt mit mir Sie und Ihre liebe Frau bestens! Ihren lieben Kindern, und namentlich meinem Pathchen Rosa-Lilia, bitte ich noch einen besonderen Gruß vom alten Onkel zu bestellen.

Schonen Sie Ihren vielangestrengten Organismus und gehen Sie hübsch in Ihrer herrlichen Natur spazieren! Unserer gemeinsamen Ausflüge auf den Albis-Rücken etc gedenke ich noch mit großem Vergnügen-nicht minder Ihrer liebenswürdigen Gastfreundschaft, für die ich nochmals herzlich danke!

Beste Grüße auch an Ruge und an unsre anderen Freunde in Zürich.

Stets Ihr treuer alter Ernst Haeckel

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
08.11.1899
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
ID
33064