Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 19. Mai 1912

Jena 19.5.1912.

Liebster Freund!

Der schöne Krückstock mit handlichem silbernen Griff – à la Friedrich der Große – den Du mir gütigst gestiftet hast, ist wohlbehalten hier eingetroffen und wird bereits mit Nutzen gebraucht. Er soll mich beständig an das leuchtende Vorbild des monistischen Philosophen von Sans-Souci erinnern. Herzlichsten Dank für diesen neuen Beweis Deiner unerschöpflichen Güte!

– Die neue Bade-Einrichtung die Du mir optima fide octroyiren willst, muß ich aber stricte dankend ablehnen; sie ist wirklich überflüssig, und bei unserem beengten Raum nicht ohne große Umstände durchführbar. ||

Herr Goebel (Leipzig), der mir heute schrieb, daß er in Deinem Auftrage einen Vertreter zur Einrichtung einer neuen Bade Einrichtung herschicken wolle, habe ich so eben geantwortet, daß ich diese Sendung zu unterlassen bitte, da die Mängel der jetzigen Einrichtung bereits durch eine zweckmäßige Reparatur beseitigt sind. –

Die Einladung von Prof. Plate, übermorgen an der Eröffnungs-Feier des Phyletischen Museums teilzunehmen, haben Walter und ich dankend abgelehnt.

Vielleicht würde ich – trotz aller Bedenken – in einem Falle doch || noch teilnehme, wenn Du nämlich Deine großartige Offerte verwirklichen und W. II (den „Grössten“!) ausgestopft dem Museum stiften könntest! (Specimen splendidum Caesaromaniae!!). Ich fürchte aber, daß Du das – trotz Deiner erstaunlichen Zauberkünste! – bis übermorgen nicht fertig bringst!

Schwester Röschen und Walter grüssen Dich und Schwester Ida mit mir herzlichst!

Mit besten Wünschen für eine angenehme und erfolgreiche Bade-Kur

treulichst Dein alter

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
19.05.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 32939
ID
32939