Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 1. September 1911
Jena 1. September 1911.
Liebster Freund!
Besten Dank für Deine lieben letzten Briefe! Ich bin hocherfreut, Dich in 3 Wochen (am 22.9.) in Baden-Baden wiederzusehen. Ich fahre 1m 17.9. – spätestens 18. – direct von hier nach Baden-Baden, in Begleitung von Walter, der mich dort besorgen und pflegen soll. Ich kann immer noch (18 Wochen nach dem verhängnisvollen Sturz) nur wenige Schritte auf 2 Stöcken gehen; ach ist das Nervensystem durch die 4monatliche Stubenhaft und Mangel an Körperbewegung sehr herunter. ||
Indessen hoffe ich das Beste von der 4wöchentlichen Kur in Baden-Baden, das schon 3 mal mein linkes Unglücksbein wieder in Ordnung gebracht hat. Sobald ich dort Wohnung gefunden, werde ich Dir meine Adresse in einem Briefe (postlagernd Baden-Baden) melden.
– Daß ich Hamburg aufgeben mußte, ist mir sehr leid! Nun wollen eine Anzahl Besucher des Monisten-Kongresses (namentlich Amerikaner) nach dessen Schluß am 12.9. nach Jena kommen, um mir eine Adresse zu überreichen. Der Besuch und Erfolg des Kongresses scheint sehr erfreulich zu werden. – Alles Weitere in Baden-Baden mündlich!
Mit herzlichsten Grüssen, von Haus zu Haus, treulichst Dein alter
E. Haeckel.