Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 10. Oktober 1908

Jena 10.10.1908.

Liebster Freund!

Bei meiner Rückkehr nach Jena – am 29.9 – fand ich eine solche Masse Briefe und dringender Arbeiten, daß ich erst heute dazu komme, Dir meinen herzlichsten Dank für die reizenden Herbsttage zu sagen, die Du mir in Luzern und Axenstein geschenkt hast. Die wundervollen Tage auf dem „Pilatus“ und „Stoos“ gehören zu meinen schönsten Reise Erinnerungen, nicht minder der „fürstliche“ Aufenthalt in dem opulenten Axenstein etc. ||

Nach unserem Abschiede in Brunnen hatte ich noch einige hübsche Tage in Schwyz und Zürich, dann zurück über Karlsruhe und Frankfurt. Von Schwyz besuchte ich das Mustatal mit dem berühmten „Höllenloch“, einem colossalen Höhlen-Labyrint im „Höllenberg“. Ich fand, daß die gefürchtete „Hölle“ ein kühler und angenehmer Aufenthalt ist und hoffe dort mit Dir, „auf ewig verdammt“, recht schöne Jahrtausende zu verleben, (wenn auch nicht so comfortabel als im Axenstein und Hôtel National). Im Übrigen ist mir die Reise recht gut bekommen. ||

Die versprochenen Bücher und die 4 Aquarell-Skizzen (die ich gründlich verbessern muß) kann ich dir erst in einigen Wochen senden. Der Semester-Anfang giebt mir jetzt viel dringende Arbeit.

Schwester Röschen, die herzlich grüßen läßt, fand ich leidlich wohl vor, ebenso Meyers.–

Hoffentlich ist Deine Reise nach Genua und Monaco gut verlaufen und hast Du Deine liebe Familie ina bester Verfassung getroffen.

Mit besten Grüßen

Dein treuer alter

E. Haeckel.

P.S. Was sagst Du zu den „Balkan-Komoedien“? Grossartig!! –

a Papierausriss, sinngemäß ergänzt

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
10.10.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 32896
ID
32896