Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 29. Dezember 1907
ZOOLOGISCHES INSTITUT
DER UNIVERSITÄT JENA.
Jena, 29.12.1907.
Liebster Freund!
Für das nahende neue Jahr 1908 – hoffentlich in jeder Beziehung anständiger und erfreulicher als das launige und dekadente 1907! – senden wir Dir und Deiner lieben Familie unsere herzlichsten Glückwünsche! Hoffentlich habt Ihr das Weihnachtsfest recht vergnügt verlebt.
Wir waren die 3 Feiertage (24. – 26.) in Leipzig (wo meine Frau seit 6 Jahren nicht war!); die Familie Meyer, sowohl beide Eltern als beide Töchterlein, waren sehr munter und vergnügt, so daß wir mit sehr angenehmen Eindrücken in unser stilles, jetzt tief verschneites Nest in Jena zurückkehrten. ||
Deine drei gütigen Weihnachts-Sendungen (Caviar, Cherry brandy und feine Pariser Süssigkeiten) langten wohlbehalten hier an und haben uns vortrefflich gemundet; herzlichsten Dank dafür!
Ich möchte diesem theoretischen Danke natürlich einen praktischen Ausdruck geben und bitte Dich, mir zu sagen, ob Du bereits das letzte Prachtwerk von Hans Meyer besitzt? Ecuador (mit herrlichen Farbdruck Landschaften)? – oder ob ich Dir das neuen schöne geographische Werk meines Schülers Prof. Leo Schultze über Süd West Africa (Kalahari) senden darf? – oder die neue große „Weltgeschichte“ von Pflugk-Hartung? (illustrirt). ||
Im Allgemeinen ist der Büchermarkt dieses Weihnachten nicht sehr reich ausgestattet. –
Kann ich Dir sonst einen Wunsch erfüllen? Ich würde dies mit Freuden besorgen!
Entschuldige heute die Kürze meines Briefes. Ich habe noch alle Hände voll mit Schreiben zu tun, die vor Jahresschluß abgefertig sein müssen!
Mit herzlichsten Grüßen und besten Wünsche von Haus zu Haus
Dein treuer alter
Ernst Haeckel.