Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Paul von Rottenburg, Jena, 21. Dezember 1905

Jena 21.12.1905.

Liebster Freund!

Gestern langte wohlbehalten die „Bohls“-Kiste mit dem herrlichen „Cherrybrandy“ und dem reizenden holländer blauweißen Porcellan-Service hier an. Tausend Dank für Deine unerschöpfliche Güte, (– obwohl ich Dich eigentlich für Deine Verschwendung tadeln sollte! –) Ebenso danke ich herzlich für Deinen heute erhaltenen Beitrag zum „Deutschen Monistenbund“, 300 Mk; und für die Erlaubniß Deinen Namen unter die glänzende Reihe der 40 Gründer zu setzen; Du befindest Dich da, wie Du demnächst sehen wirst, in sehr guter und ehrenhafter Gesellschaft. ||

Dein Bedenken wegen des „deutschen“ Monisten Bundes ist unnötig; es stehen auch Österreicher und Schweizer Gelehrte etc im Aufruf. Ich habe – Deine Zustimmung vorausgesetzt! – Dich so aufgeführt: – „Rottenburg, Paul, Dr. phil. (Danzig) Glasgow.“ –

Solltest Du aber dagegen ein Bedenken haben, so bitte ich mich umgehend zu benachrichtigen; der Satz kann in nächster Woche noch geändert werden, da der Aufruf (– in circa 20.000 Exemplaren) erst in den letzten Tagen des Jahres gedruckt wird. Mir persönlich liegt sehr Viel an Deinem Namen! ||

Zu der schönen Reise nach Egypten wünsche ich Dir und den Deinigen alles Gute! Aber warum geht Ihr nicht nach Ceylon, dieser wahren „Paradies-Insel“? Von Suez bis Colombo braucht Ihr bloß 12 Tage! Die Fahrt auf dem indischen Ocean ist um diese Jahreszeit (Januar bis März) herrlich. Selbst ein Aufenthalt von ein paar Wochen in Ceylon lohnt die ganze Fahrt reichlich. Die Dampfer des Nord Deutscher Lloyd sind schwimmende Riesen-Hotels I. Classe, mit allem erdenklichen Comfort: VergleicheInsulinde“! –

Zu jeder Auskunft bin ich natürlich bereit. Ich glaube es giebt keine lohnendere Reise! ||

Die Carl-Zeiss-Stiftung (– deren Chef jetzt Prof. Dr. Czapski ist –) habe ich beauftragt, Dir ihrea neueste Preisliste für Fernrohre und zugleich Auskunft über photographischen Apparat für Kinematograph zu geben.

– Mir geht es seit 14 Tagen endlich andauernd besser. Ich bin heute zum ersten Male ausgegangen (– Sonnenwendfest! –) und hoffe allmählich wieder in die Höhe zu kommen, werde aber die Vorlesungen erst im Mai wieder beginnen (– wenn möglich! –).

Deine schönen warmen Hüllen haben wesentlich zur Genesung beigetragen! – Für das Weihnachtsfest wünsche ich und Schwester Röschen Dir und Deiner lieben Familie von Herzen Alles Gute!

Dein dankbarer

Ernst Haeckel.

Jena 21.12.05. Abends.

Eben im Begriff den Brief zu schließen erhalte ich von Kattus (Berlin) Deine herrliche Caviar-Sendung! Zu Viel des Guten!! Tausend Dank! – Hoffentlich ist inzwischen das Bücher-Packet (Keller, – Lampert –) bei Dir eingetroffen.

Beste Grüße in Eile Dein treuer

E. Haeckel

a korr: ihrer

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
21.12.1905
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 32855
ID
32855