Ernst Haeckel an Paul Rottenburg, Jena, 28. November 1899
ZOOLOGISCHES INSTITUT
DER UNIVERSITÄT JENA.
JENA, DEN, 28. Novb. 99.
Liebster Freund!
Beifolgend sende ich Dir von meinen „Kunstformen der Natur“ 3 Exple des III. und 2 Exple des II. Heftes; von allen folgenden wirst Du 3 erhalten. Die Absendung des III. (schon vor einigen Wochen ausgegebenen) Heftes ist dadurch verzögert, daß ich den III. Bd. des „Simplicissimus“ und Preller’s Italiän. Landschaftsbuch beilegen wollte. Beide Werke sind aber, wie ich nach langem Warten und Suchen erst heute sicher erfuhr, vergriffen. Sollten sie später wieder zu haben sein, so schicke ich sie dir! ||
Statt dessen lege ich Dir das hübsche Buch meines Sicilianer Wandergefährten (vor 40 Jahren!) Hermann Allmers bei: „Römische Schlendertage“; ferner die neue (II.) Aufl. meiner „Welträthsel“, deren Aufnahme überraschenden Erfolg hat; in 8 Wochen sind 4000 Exple verkauft worden. Jetzt erscheint die III. Aufl. (6. u. 7. Tausend) unverändert. Die Kritik verhält sich im Ganzen noch still; amüsant ist der Ausdruck der extremen Urtheile: „Hier Entzücken, dort Entsetzen“! –
Vorige Woche war ich einige Tage in Leipzig bei Meyer’s, wo es recht gut geht. Ich erzählte ihnen von unserem Aufenthalt in Rom u. München; sie lassen herzlich grüßen. ||
Bei mir sieht es leider wieder nicht erfreulich aus; meine arme Frau liegt wieder seit 3 Wochen zu Bett, mit einem neuen Anfall von Herzschwäche etc.
Ich selbst bin wohl, u. habe viel aufgeschobene Arbeit zu absolviren; seit einem Jahr – während mich Ausarbeitung u. Druck der „Welträthsel“ beschäftigten, ist Vieles liegengeblieben.
Hoffentlich geht es Dir und den Deinigen recht gut!
Mit herzlichen Grüßen
Dein alter
Ernst Haeckel.