Ernst Haeckel an Paul Rottenburg, Jena, 26. August 1891
Jena 26. Aug. 1891.
Liebster Freund!
Drei Wochen liege ich nun schon mit meinem verwünschten Fuß auf dem Sopha, und kann immer noch keinen Geh-Versuch machen. Die Sehnen-Entzündung weicht sehr langsam, und wenn ich wieder gehen kann (vielleicht in 8 Tagen) soll ich sofort nach Baden-Baden, um dort eine vierwöchentliche Bade-Cur zu brauchen. ||
Meine schöne August-Reise nach Schottland, mit allen daran geknüpften Plänen, fliegt nun in die Luft, was mir außerordentlich leid ist, sowohl für mich, als für Dich und unseren guten Murray! Wie Ihr Beide schon so liebenswürdig für meine Unternehmungen vorbedacht und vorbereitet hattet! ||
Wenn Du im September noch nach dem Continent kommst und nicht zu weit von Baden bist, würdest Du mich durch einen Besuch in meiner dortigen Einsamkeit riesig erfreuen!
Frau und Tochter gehen, sobald ich reisen kann, auf 4 Wochen in’s Eisenacher Oberland. –
– Dein gütiges Geschenk, die 4 prächtigen schottischen Grouser, kamen im besten Zustand vorigen || Sonnabend (22.) hier an, gleichzeitig mit meinem Bruder und mit Hans Meyer, die Beide mit uns am Sonntag sich das edle Hochwild trefflich schmecken ließen! Die Ohren müssen Dir von dem enthusiastischen „Hoch Onkel Paul, der Dr. theol.“! geklungen haben. Tausend Dank für diese liebenswürdige; (– wie rechtzeitig berechnete! –) Überraschung!
Mit herzlichsten Grüßen! Dein treuer alter E. Haeckel