Ernst Haeckel an Paul Rottenburg, Jena, 15. August 1891
Jena 15. Aug. 1891
Liebster Freund!
Diesen Sommer habe ich wieder einmal ganz ausgesuchtes Pech! Am 9. August wollte ich abreisen, hoffte am 13. in Edinburgh und heute bei Dir zu sein, oder bei Murray, der mich in Ravenscraig (Millport, Cumbrae) erwartet. Alles war fertig zur Abreise! || Da vertrete ich mir am 7. (zwei Tage vor der Abreise) im Dunkeln an einer Treppe den linken Fuß dergestalt, daß ich seitdem auf dem Sopha liegen muß und nicht auftreten kann. Wahrscheinlich werde ich noch 10–14 Tage, wenn nicht länger, liegen müssen! ||
Unter diesen traurigen Umständen werde ich wohl leider auf die Reise zu Dir und Murray auf die ich mich so sehr gefreut hatte, ganz verzichten müssen! In 8 Tagen wird sich’s definitiv entscheiden. Aber ich habe sehr wenig Hoffnung mehr! Der Doctor will mich sogar wegen der „Sehnen-Entzündung“ in ein Bad schicken! ||
Meine Familie, die gleichzeitig mit mir in den „Wald“ zur Sommerfrische abreisen wollte, muß nun auch noch hier hocken. Geduld! – Die Hochzeit ist um 6–8 Wochen verschoben und wird wohl erst gegen Weihnachten stattfinden.
– Mit herzlichsten Grüßen
Dein treuer alter
Ernst Haeckel
(Senex!)