Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Emma Engelmann, Jena, 18. August 1891

Jena 18. Aug. 1891.

Theuerste Freundin, Adoptiv-Tochter und gnädigste Durchläuchting!

Mit innigster Theilnahme erfahre ich durch Hrn. Reinecke, daß Ihre schöne Sommerfrische in Hamburg durch eine Halsentzündung getrübt ist; ich drücke ihnen [!] – selbst an das Sopha gefesselter Patient! – meine innigste Theilnahme aus, und hoffe und wünsche von Herzen, daß Sie bald wieder ganz hergestellt sind! Ich hatte so sehr gehofft und gewünscht, daß Sie dieses Jahr endlich einmal wieder als heitere Göttin des Frohsinns an unseren Rauchopfern auf dem Forst und den sonnigen Bergen der „Schweizer Höhe“ Theil nehmen, und uns mit Ihrem lieben Besuche erfreuen würden! ||

Leider vergeblich! Ich konnte Sie allerdings nicht dringlicha einladen, da meine Frau, in Folge Ihrer schweren Operation und langsamen Reconvalencenz, sich den ganzen Sommer äußerst schonen und ganz ruhig halten mußte. Ich selbst habe den Sommer gar nicht genossen und war ausschließlich im Dienste von „Wilhelm Engelmann“ thätig, wie Sie aus Willy’s Brief sehen werden. Übrigens war das Wetter auch ganz abscheulich; wir haben den ganzen Sommer über kaum ein Dutzend leidliche Tage gehabt! Jetzt lechze ich nach Erholung. Ich soll wegen meines Fußleidens (Entzündung der Achilles-Sehne) eine Badekur brauchen (entsetzlich!) und werde wahrscheinlich nächsten Montag nach Baden Baden abgehen; Octob. womöglich in der Schweiz.

Mit herzlichsten Grüßen und besten Wünschenb

Ihr treuer

Ernst Haeckel

a eingef.: dringlich; b eingef.: und besten Wünschen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.08.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK
Signatur
Slg. Darmstaedter, Lc 1875: Haeckel, Ernst
ID
32423