Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Engelmann, Jena, 27. November 1890

Jena 27. Nov. 90

Lieber Freund!

Durch die Übersendung der Photogramme Deines reizenden Hauses, und nicht minder durch die liebenswürdige Goethe’sche Dedication auf der Rückseite hast Du mir eine große Freude bereitet. Ich hätte Dir sofort meinen herzlichen Dank dazu ausgesprochen, wenn ich nicht die ganze letzte Woche völlig im Plankton versenkt gewesen wäre. Die Beleuchtung dieses fabelhaften Wesens, die ich Dir in 2 – 3 Wochen zusende, wird Dich amüsiren; weniger die biederen Kieler, und am Wenigsten den großen Hensen, der wirklich Unglaubliches leistet! || Nachdem ich die Plankton-Studien heute glücklich abgeschlossen, geht es wieder mit voller Kraft in die IV. Aufl. der Anthropogenie hinein. Die stramme Arbeit des eisernen Winters a kommt mir nach den phaeakenhaften Herbstwochen in Holland allerdings etwas bitter vor; allein hier in dem einsamen kleinen Jena ist sie der beste Trost; besonders wenn die Umstände, wie jetzt bei mir, dem grauen November-Himmel entsprechen, und keine frohe Stimmung aufkommen lassen.

Nochmals Dir und Deiner lieben Frau meinen herzlichsten Dank!

Dein treuer alter

E. Haeckel

a gestr.: ähn

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.11.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK
Signatur
Slg. Darmstaedter, Lc 1875: Haeckel, Ernst
ID
32420