Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Theodor Eimer, Jena, 18. Juni 1872

Jena, 18. Juni 72

Verehrter Herr College!

Für die freundliche Uebersendung der beiden Zeichnungen von Kalkschwämmen mit Zoospermien, die Sie beifolgend wieder zurückerhalten, sage ich Ihnen hiermit meinen besten Dank. Ich zweifle nicht mehr, dass wir, theilweise wenigstens, dieselben Objecte beobachtet haben. Dass Sie mit Ihren erneuten Untersuchungen zufrieden sind, und weitere Beweise für die Verwandtschaft der Spongien und Polypen gefunden haben, freut mich sehr, und ich bin auf Ihre detaillierten Mittheilungen, besonders auch in Betreff der Nesselzellen, der Muskeln und des Bindegewebes sehr begierig.

Die Kiste mit Spongien aus dem Hamburger Museum habe ich auf Ihren Wunsch vor einigen Tagen per Bahn nach Würzburg abgesandt. Ich habe sie unter der Adresse des Würzburger Zoologischen Museums an Herrn Prof. Semper geschickt, da mich der Director des Hamburger Museums ausdrücklich hierzu verpflichtet hatte (Dr. Bolau). Ich habe nun heute auch an Prof. Semper geschrieben, ihm die Absendung der Kiste mitgetheilt und ihn gebeten, Ihnen dieselbe zu übergeben. Prof. Semper hatte auch schon vor 2 Jahren einige Kisten mit Schwämmen aus dem Hamburger Museum auf Dr. Bolaus Anordnung von hier aus erhalten. Kalkschwämme waren in dieser Sammlung fast gar nicht, wie sie denn überhaupt in den meisten Sammlungen fehlen. ||

Nach Capri habe ich Ihnen nicht geschrieben, weil ich die von Ihnen gestellten Fragen, die Züchtung der Spongien betreffend, nicht beantworten konnte. Ich habe, mit wenigen Ausnahmen, keine Schwämme längere Zeit lebend im Aquarium gehalten, sondern mir das meiste Material immer frisch von der Küste, oder mit dem Schleppnetz aus der Tiefe geholt.

Für die freundliche Uebersendung Ihrer Arbeit über das Reptilien-Ei danke ich Ihnen bestens.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Haeckel.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
18.06.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
ID
31976