Ernst Haeckel an Albert Niess, Jena, 5. Juni 1885
Jena 5 Juni 85
Lieber Herr Niess!
Hoffentlich befinden Sie sich wohl, und ist die Fuß-Verletzung, von der Sie mir in Ihrem letzten Briefe schrieben, ohne weitere böse Folgen geblieben! Sie werden sich freuen, zu hören, daß wir uns jetzt hier des Besitzes von zwei ausgezeichneten Braunschweigern erfreuen! || Der eine ist
der neue Curator unserer Universität, Geh. Rath Eggeling; er ist seit Herbst im Amte, und da ich im Winter Prorector war, hatte ich viel mit ihm zu thun, und Gelegenheit, seinen trefflichen Character schätzen zu lernen, und das warme Interesse, welches er der Pflege unserer Universität widmet. Seine Frau ist eine geb. Westermann. ||
Der andere ist ein ausgezeichneter junger Geologe, Prof. Steinmann, dessen Berufung aus Strassburg ich nach großen Schwierigkeiten durchgesetzt habe. Er ist Sohn eines Registrators in Braunschweig und war zwei Jahre in Süd-America. Er scheint ein sehr hoffnungsvoller und origineller junger Naturforscher zu sein. Er kömmt im Herbst her. ||
– Meine Frau leidet viel an Kränklichkeit. Sonst geht es mir im Ganzen gut. Die Kinder entwickeln sich zu unserer Freude. Ich stecke noch ganz in den Challenger-Radiolarien (wohl noch für 1 Jahr!) und komme zu keinen allgemeinen Arbeiten, leider!!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ernst Haeckel