Ernst Haeckel an Albert Niess, Jena, 15. Juli 1876
Jena 15 Juli 76
Lieber Freund!
Zu Darwins’ nächstem Geburtstag wird ihm als Ehrengeschenk ein Album mit Photographien seiner deutschen Verehrer (aus allen Kreisen) überreicht werden. Wollen Sie mir nicht auch die Ihrige (nebst Unterschrift) dazu schicken? Bitte dann spätestens bis Mitte August!
Bei uns geht es in diesem Sommer nicht besonders. Meine Frau war lange krank und ist erst kürzlich zurückgekehrt aus || Bad Nauheim, wo sie eine längere Kur gebraucht hat. Auch meine Kinder waren wieder krank. So hört leider die Familien-Sorge nicht auf.
Ich selbst habe sehr viel Arbeit, theils die lästigen Geschäfte des Prorectorats, theils die Umarbeitung der III. Auflage der Anthropogenie, die im Herbste erscheinen soll. Den Winter werde ich wahrscheinlich großentheils in Sicilien zubringen, um Schwämme zu studiren. ||
Hoffentlich geht es Ihnen wieder besser, lieber Freund, und haben Sie die schweren Schicksalsschläge, die Sie durch den Tod Ihrer lieben Kinder betroffen, mit der Zeit ruhiger tragen gelernt. Die Zeit allein vermag solchen Schmerz zu lindern.
Mit freundlichsten Grüßen von mir und von meiner Frau,
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel