Ernst Haeckel an Herman George Scheffauer, Jena, 12. April 1911
Jena 12.4.1911.
Lieber Herr Scheffauer!
Über die guten Nachrichten a von Ihnen aus London habe ich mich sehr gefreut! Ihrem Wunsche entsprechend schickte ich heute Ihrem Freunde Albert Bender in San Francisco mein Bild, mit einigen literarischen Beigaben. –
An Sie sandte ich heute morgen eine Rolle mit b neuen Portraits von mir, von Karl Bauer in München, die sehr gut gefunden werden, nebst einigen Drucksachen betreffend das „Phyletische Archiv“ und die „Haeckel Spende“, sowie „Kernfragen der Philosophie“. Das beigelegte Duplicat haben Sie wohl die Güte, an meinen Freund und Englischen Übersetzer zu bringen, Mr. Joseph Mc Cabe (London, N. W. 16 Elm Grove, Cricklewood), oder per Post zu schicken. Wenn Sie ihn besuchen, werden Sie bei ihm viele Reminiszenzen an mich und Jena finden. Mc Cabe ist ein sehr intelligenter und eifriger Monist, früher katholischer Geistlicher, er hat mich hier besucht.
– Professor Geddes, der auch hier war, und den ich in Edinburgh wieder sah, bitte ich freundlich von mir zu grüssen; er war damals eifriger Pädagogec und Ethiker. Unser Monismus macht gute Fortschritte, besonders seitdem wir in dem berühmten Physiker und Chemiker, Prof. W. Ostwald, einen ausgezeichneten Praesidenten, gewonnen haben.
Im September (8.–11.) findet in Hamburg der grosse „Erste Monistentag“ (international) statt, auf den wir viel Hoffnung setzen. Ich werde auch hingehen. Es würde schön sein wenn wir uns dort treffen könnten!
Mit herzlichen Grüssen Ihr alter (77 jähriger!)
Ernst Haeckel.
a gestr.: Nachrichten; b gestr.: s; c korr. aus: Pädagogiker