Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 11. Mai 1915
Jena 11.5.1915
Liebe Freundin!
Meine Kinder und ich hatten die bestimmte Absicht, Ihnen in diesen Tagen den versprochenen Besuch in Lobeda abzustatten. Leider war uns aber die Ausführung desselben nicht möglich. Die Neueinrichtung des Hauses hat uns bis heute – volle 3 Wochen nach dem Tode meiner lieben Frau – vollauf beschäftigt. Meine Tochter mußte wegen häuslicher Geschäfte gestern nach Leipzig abreisen. Mein Sohn wird in den nächsten Tagen seinen Onkel in Gera besuchen. Wir müssen also unseren Besuch bis nach der Pfingstwoche verschieben. ||
Heute erhielt ich Besuch von meiner alten Freundin Frau von Crompton (Berlin), der Künstlerin, die meine „Kunstformen der Natur“ vielfach ornamental verwertet hat. Sie bleibt 8 Tage hier und wird Sie vielleicht in den nächsten Tagen besuchen.
Mit herzlichen Grüßen
in Eile!
treulichst Ihr alter
Ernst Haeckel.
P.S. Meine Tochter läßt für Ihren freundlichen Brief noch besonders danken!