Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 25. Juli 1909

Jena 25.7.09.

Liebe und hochverehrte Freundin!

Ihr lieber herzlicher Brief hat mich in dieser Zeit unerfreulicher Kämpfe besonders erfreut; herzlichen Dank dafür! Auch die schöne Aroidee, das Anthurium Scherzerianum, das Sie mir freundlichst vorm Jahre schenkten, steht wieder vor mir in dreifacher Blüte und erinnert mich stets an Ihre Güte! Ihr letzter Besuch hier, und besonders die herrlichen Stunden auf meiner „Ammerbacher Platte“, sind mir noch in angenehmster Erinnerung! ||

Der widerwärtige Kampf um mein „Phyletisches Museum“, zu dem mich mein Amtsnachfolger gezwungen hatte, und der mich 4Monate gräulicher Arbeit und Ärgernis, sowie ein Stück Gesundheit gekostet hat, ist endlich am Mittwoch (21.7.) endgültig entschieden, und zwar zu meinen Gunsten, durch einstimmiges Eintreten des Senats und der Regierung für mich. Plate hat sein „Falsches Spiel“ völlig verloren. || Er hat die Schenkungs-Urkunde (vom 4. Mai) anerkennen und mir mein Archiv (3Räume) ganz überlassen müssen.

Er behält alles Übrige und kann nun die Einrichtung des Museums, auf die ich ganz verzichtet habe, nach seinen Intentionen ausführen.

In Leipzig verlebte ich eine sehr angenehme Woche bei meinen Kindern, mit schönen Kunstgenüssen. Jetzt geht es wieder hier an die Arbeit. Mit herzlichen Grüßen, auch an Ihren lieben Mann, und an Dr.Reh, Ihr alter

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
25.07.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31676
ID
31676