Richard Hertwig an Ernst Haeckel, München, 3. Juni 1908
München Schackstr. 2III
d. 3. Juni 1908.
Hochverehrter lieber Freund!
Mit Ihrer heutigen Karte haben Sie mir eine große Freude bereitet. Ich bin an den genannten 3 Tagen in München, resp. so nahe bei München, daß ich leicht zu erreichen bin. Ich gehe nämlich am Freitag Abend mit meiner Familie auf unser Landhaus nach Schlederlohe, fahre Montag auf 2 Tage zum Zoologen Cong-||greß nach Stuttgart und bin am Donnerstag wieder in München, wo ich dann bleiben werde.
Ich möchte Ihnen vorschlagen, vorausgesetzt daß es schön Wetter ist, am Samstag d. 6. Juni zu uns nach Schlederlohe zu kommen und dort die Nacht zu bleiben. Wenn Sie in Absicht haben nach Tölz oder dem Kochel und Walchensee zu fahren, so liegt Schlederlohe auf dem Weg dahin. Andernfalls ist es nicht schwer nach München zurückzukommen. Die Züge || nach Icking (unserer Bahnstation) sind an Werktagen folgende.
München Isarthalbahnhof6.148.20a10.4212.9.
Icking7.69.6.11.3012.57
München Icking ab2.154.7.8.27
Icking an3.54.467.509.14
Icking ab7.349.2812.584.476.35
München an8.1810.121.415.337.24
Icking ab7.329.13
München an8.189.57
Wenn Sieb in Absicht haben, schöne Gegenden kennen zu lernen und frische Waldluft und Einsamkeit zu genießen, so kann Schlederlohe mit den meisten Gebirgsorten concurriren. ||
Hoffentlich sind Sie also unser lieber Gast in Schlederlohe. Meine Frau läßt Sie nochmals besonders darum bitten.
Mit herzlichen Grüßen an Sie und Ihre liebe Frau
Ihr in alter Freundschaft
und Dankbarkeit ergebener
R. Hertwig
a korr. aus: 7:40; b korr. aus: in