Richard Hertwig an Ernst Haeckel, München, 12. Dezember 1889
München d. 12. December 1889.
Hochverehrter lieber Freund!
Durch den Universitätsrath Neuhierl habe ich erfahren, daß die 3 bayrischen Universitäten gemeinsam und zu gleichen Theilen die Ausgaben des einzigen bayrischen Tisches in Neapel bestreiten. Alljährlich wechselt das Recht, den Tisch zu verleihen zwischen Erlangen München und Würzburg.
Kürzlich habe ich Walther Abends || bei mir gehabt und mich gefreut daß es ihm in München gut gefällt und daß er unter älteren Malern schon manche Anknüpfungspunkte gefunden hat. Ich habe ihn persönlich noch vor den jüngeren Academikern etwas gewarnt; was kaum nöthig war, da er selbst schon Ungünstiges über sie gehört hatte.
Mit vielem Vergnügen habe ich gesehen, daß bei Ihnen unter dem Zeichen der heiligen Meduse || getanzt wird. Es ist schade, daß ich Sie nicht einmal als Ballpapa beobachten kann, wenn Sie sich mit den jungen Damen gelehrt unterhalten, ob Française oder Lanciers amüsanter ista und wer am besten links herum Walzer und Polka tanzt. Ich denke mir aber, daß Sie es mit der neuen Aufgabe recht ernst und gewissenhaft nehmen werden.
Schließlich wünsche ich, weniger || allerdings Ihnen als Ihrer Familie ein gutes Gelingen des heutigen Zauberfestes.
Mit vielen Grüßen von Haus zu Haus
Ihr treulichst ergebener
R. Hertwig
a korr. aus: sind