Hertwig, Richard

Richard Hertwig an Ernst Haeckel, Bonn, 30. Januar 1872

Bonn den 30ten Januar 72.

Hochverehrter Herr Professor.

Im beifolgenden Packet übersenden wir Ihnen die Abdrücke unserer Arbeiten. Wir bitten Sie dieselben als ein Zeichen der Dankbarkeit und Erkenntlichkeit aufzufassen, welche wir Ihnen gegenüber stets treuen Herzens bewahren werden.

Daß Herr Prof. Gegenbaur den Ruf nach Straßburg abgelehnt hat und somit auch Sie der Universität Jena treu bleiben werden, || hat uns sehr gefreut. Jena war stets von seiner Gründung an ein Hort freier Wissenschaftlichkeit. Als solcher hat sie sich einen Einfluß zu erringen gewußt, der in keinem Vergleich steht zu den beschränkten ihr zu Gebote stehenden Mitteln, und wird sie hoffentlich dauernd bewahren. Prof. Schultze hat ebenfalls nach Straßburg zu gehn abgelehnt. Sein Bleiben hat auch auf unsere Entschließungen Einfluß gehabt; und haben wir uns definitiv entschieden, den Sommer hier zu bleiben. Zum Zweck einer Doktorarbeit haben wir uns eine Neunaugencolonie angelegt. Drei Thiere || mußten wir leider schon tödten um ihr allmähliches Ableben zu verhindern, Eines erfreut sich vollkommener Gesundheit. Es macht mir viel Mühe, da a es alle 2–3 Stunden entweder neues Wasser bekommen muß, oder wenigstens eine Erneuerung der Luft durch Einpumpen nothwendig macht.

Vom Padre erhilten wird vor 14 Tagen Nachrichten. Die Klage, die ob unseren Aufenthalts gegen ihn erhoben worden ist, geht seiner Ansicht nach vom Bischof aus, welcher das Kloster den Jesuiten in die Hände || schieben will. Ein Entscheid ist noch nicht erfolgt. Buonagrazia bat uns Sie herzlichst zu grüßen.

Mit den besten Grüßen an Sie und Ihre verehrte Familie

Ihr treu ergebener

Richard Hertwig.

Oscar läßt herzlichst grüßen.

a gestr.: s

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
30.01.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 30433
ID
30433