Oscar Hertwig an Ernst Haeckel, Berlin, 5. Oktober 1893
Berlin. W. Maassenstr. 34.
5 October 93.
Verehrter Freund u. College!
Bei meiner Rückkehr von der Sommerreise fand ich unter anderen Eingängen auch das vom Photograph Haack eingesandte, gut gelungene Gruppenbild des Jenenser Referirabends, durch dessen Zueignung ich sehr erfreut worden bin. Ihnen und allen lieben Freunden, in deren Mitte ich so viele Jahre die angenehmsten Stunden verlebt habe, sowie auch den mittlerweile neu eingetretenen Mitgliedern || spreche ich besten Dank dafür aus, dass sie meiner so freundlich gedacht haben.
Seit Ende September bin ich mit Familie wieder in Berlin. Meine Frau und ich hatten lange geschwankt, ob wir diesmal die Ferien im Thüringer Wald oder im Riesengebirge verleben sollten. Schließlich fiel unsere Wahl auf letzteres und zwar auf Schreiberhau, weil Schlesien uns noch ganz unbekannt war und Schreiberhau besonders uns oft als eine sehr schön gelegene Sommerfrische gerühmt wurde.
Wir sind auch mit || dieser Wahl sehr zufrieden gewesen und haben dort angenehme Wochen zugebracht.
Richard ist im September nach England zur British Association gereist und hat dann nach Edinburgh, wo er mit Murray zusammentraf, Oxford und London besucht. In letzter Zeit habe ich noch keine Nachricht von ihm erhalten und weiss nicht, ob er in London oder auf der Rückreise ist.
Hoffentlich habe ich bald einmal Gelegenheit Sie in Berlin zu sehen und || Ihnen mein neues Institut zu zeigen, welches jetzt gerade ein Jahr in Betrieb ist und sich in seinen Einrichtungen gut bewährt hat.
Mit besten Grüssen an Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin, sowie an alle Freunde des Referirabends
Ihr treu ergebener
Oscar Hertwig.