Oscar Hertwig an Ernst Haeckel, Berlin, 30. März 1889
Berlin. 30. März 1889.
Verehrter Freund u. College!
Bei meiner Abreise von Jena habe ich das der Bibliothek des zoologischen Instituts gehörige Buch von Pander: „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Hühnchens im Ei 1817“ nicht zurückgeben können, da ich es vermisste. Ich hoffte das Schriftchen noch unter meinen Büchern beim Umzug aufzufinden was mir aber nicht gelang. Wahrscheinlich habe ich || es unter einer grösseren Sendung von Büchern mit an die Bibliothek in Göttingen geschickt, als ich mein Lehrbuch schrieb. Ich will daher jetzt die Pander’sche Dissertation bei einem Antiquar bestellen, bitte mir aber noch anzugeben, ob ich nur den Text oder auch den dazugehörigen Atlas von der Institutsbibliothek damals erhalten habe.
Ich bin jetzt so ziemlich wieder hergestellt; doch ist mein Rücken immer noch nicht ganz heil und muss noch verbunden werden. || Ich hatte nicht geglaubt, dass mir der Carbunkel so weit zu schaffen machen würde. Sonst geht es meiner Familie gut. Wenn das Wetter etwas besser wird, soll der Junge wieder nach langer Zeit in das Freie kommen um sich röthere Backen zu holen.
Mit dem Neubau meines Instituts wird es nicht so rasch gehen, als ich Anfangs gehofft hatte. Das Finanz-Ministerium zieht die Verhandlungen in die Länge, wahrscheinlich weil || das Abgeordnetenhaus in letzter Zeit mit Bewilligungen für Universitätszwecke zurückhaltender gewesen ist.
Mit bestem Gruss an Ihre Frau Gemahlin und die Jenenser Freunde
Ihr treu ergebener
Oscar Hertwig.