Krabbe, Harald

Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Kopenhagen, 20. August 1865

Kopenhagen d. 20 August 1865.

Lieber Haeckel!

Leider erhielt ich erst gestern Abend Deinen Brief, als ich von einer vierwöchentlichen Reise in Jütland zurückkam; ich beeile mich daher, die erwünschten Aufklärungen mitzutheilen. Das Dampfschiff „Arcturus“ fährt im Zeitraume vom 1 März bis Anfang December 6 Mal nach Island; es wird in diesen Tagen hier erwartet und wird heute 8 Tage, Montag den 28 August wieder nach Island gehen. Es ist durchschnittlich 14 Tage (11 bis 16) unterweges und hält sich unterweges zwei Tage bei Edinburgh und einen Tag bei den Faroern auf. Der Aufenthalt hier und bei Reÿkjavik dauert gewöhnlich 5–6 Tage. Die Fahrt nach Island kostet: für das Billet 33 Preußische Thaler, Verzehrung u. a. Ausgaben unterweges etwa a 20 Preußische Thaler, zusammen also gegen 55 Preußische Thaler. In Reÿkjavik findet sich ein schlechter sogenannter Gasthof, wo es aber nicht rathsam ist sich auf längere Zeit einzuquartiren, da man keine Ruhe zum || arbeiten hat; ich hatte eine Privatwohnung (2 kleine Zimmer) gemiethet, nahm aber die Kost im Gasthof. Wenn man in Reÿkjavik bleiben will ohne das Land zu bereisen, ist der Aufenthalt da eben nicht kostspielig; man lebt da ungefähr für dasselbe wie anderswo, aber schlechter. Das Reisen im Lande ist dagegen theuer, indem man sich dazu besonders ekuipiren, und Pferde nebst einem Begleiter miethen muß. Seethiere habe ich nicht gesucht, daher auch nicht viel (Fische ausgenommen) gesehen; ich glaube aber nicht, daß das Meer daselbst an Medusen und dgl. besonders reich ist; doch kann ich darüber nichts Bestimmtes sagen. Fischerboote würden wohl zu miethen sein, wie alles Andere auf Island wahrscheinlich wohl eben nicht sehr billig, aber doch ohne Prellerei. Eine Reise von hier nach Island, mit 5 Wochen Aufenthalt in Reÿkjavik, indem man eine Dampfschiffreise übergehen ließe, würde man nach meiner Erfahrung für 160–180 Preußische Thaler machen können. Indessen sind die Monate Juni – August die günstigsten, weil die Tage lang sind || und die Witterung am besten; im September trifft leichter Sturm und Frost ein, welches Einsammeln von Seethieren sehr erschweren würde. –

Was denn auch aus Deiner Reise nach Island würde, so wäre es mir jedenfalls sehr erfreulich, Dich hier zu sehen, und Du wirst mich in der nächstfolgenden Zeit sicher hier treffen (Lÿkkesholms Allee No 8, außen vor dem Westerthor). Während ich verreist war, ist Hermann Brücke hier gewesen, hat mich aber leider nicht getroffen. Eine Cousine von Hartmann, Fräulein v. Hake, war hier kurz nach Pfingsten, und ich habe sie einige Tage in der Stadt herumgeführt. – Die Bandwürmer aus der Bremserschen Sammlung würden mir sehr willkommen sein, in so fern es angegeben ist, daß sie aus Vögeln genommen sind, wenn auch die Art der Vögel nicht angegeben ist; aber ganz ohne Angabe vom Thiere, woraus sie genommen sind, wären sie mir von keinem Werthe. Ich habe daran gedacht, nächsten Sommer einen Monat || in Berlin zuzubringen, falls es mir gestattet werden könnte, die Vogeltanien der dortigen Museen zu untersuchen; doch ist dies noch nur eine vorläufige Idee. Wenn dieser Brief Dich in Hamburg oder auf Helgoland treffen sollte, würde ich Dir dankbar sein, wenn Du mir darüber Auskunft verschaffen könntest (von der Polizei), wie viele Hunde es in Hamburg giebt, – da ich Statistisches über die Zahl der Hunde sammle.

In alter Freundschaft

Dein

H. Krabbe.

a gestr.: et

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.08.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29196
ID
29196