Krabbe, Harald

Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Salzburg, 26. Juli 1857

Salzburg den 26 Juli 1857.

Lieber Freund!

Nach einer 13tägigen Wanderung über Berg und Thal, in Sonnenschein und Regen sind wir gestern hier angelangt und befinden uns jetzt in einer afrikanischen Hitze. Um so mehr muß ich die unangenehme Entdeckung bedauern, die ich gestern machte, und mich nöthigt, in schwarzen Hosen umherzugehen, so daß ich ganz unschuldig dafür beschuldigt werde, ich thue es zur Ehre der heiligen Anna, dessen Fest es heute ist. In meinem Koffert, den ich hiehergeschickt hatte, vermisse ich nämlich ein Paar graue Sommerbeinkleider, und zugleich meine Dir bekannte a braune Pfeife und den Tabaksbeutel; wie unglaublich es mir auch vorkommt kann ich mir nicht anders denken als daß ich die genannten Sachen in meinem Logis in Wien vergessen haben muß, und Du würdest mir daher ein großes Gefallen thun, wenn Du bei meiner Wirthinn, der gnädigen Frau v. Engel, danach fragen wolltest und sie mit nach Berlin nehmen, wenn Deine Bagage dadurch nicht gar zu sehr vermehrt wird. Des Heusammelns haben wir uns nicht ganz enthalten können und wir haben nicht wenige uns neue Sachen gefunden; die Cortusa Matthioli suchten wir aber vergebens. Auf dem Zwiesel- und Schafberge (wo wir übernachteten) war das Wetter uns günstig. Morgen reisen wir nach München ab. Vieles Glück wünsche ich Dir zum Staatsexamen (hast Du schon angefangen zu atrophiren?) und schließe mit den herzlichsten Grüßen an Focke und wem es sonst interessiren könnte, von Deinem

Freund

H. Krabbe.

Der Mister bittet auch sehr zu grüßen.

a gestr.: g;

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.07.1857
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Berlin
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29181
ID
29181