Engelmann, Wilhelm

Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 14. September 1874

WILH. ENGELMANN

LEIPZIG

Leipzig, 14. Septbr. 1874.

Verehrtester Freund!

Soeben war der Brief an Freund Gegenbaur zur Post als Ihre Postkarte aus Ischl vom 11. dieses und die Bogen 26–31 eintrafen. Am 11. hatte ich gerade an Sie nach Goisern bei Ischl geschrieben, und gebeten den Brief an Sie eventuell nachzusenden; hoffentlich erreicht er Sie noch.

Giltsch hat erst heute die letzten Tafel gesandta, und ist diese Verschleppung unbegreiflich! Ich kann nun erst Uebermorgen Exemplare erhalten, wovon die ersten nach Breslau zur Naturforscherversammlung; dann nach Heidelberg und Jena gehen und hoffe ich, wenn der Buchbinder mich nicht im Stiche läßt, bis Ende der Woche die ganze Expedition bewältigt zu haben.

Ich habe alle Hebel in der Druckerei in Bewegung gesetzt, und || heute ist schon Bogen 19 u. 20 fertigb, so daß Bogen 21–31 sicher in ca 12 Tagen fertig ist. Bitte senden Sie mir recht bald den Schluß, da, wenn es nur irgend zu ermöglichen, ich den Neudruck in der ersten Woche des October ausgeben möchte.

Ihre 20 Freiexemplare gehen Uebermorgen ebenfalls nach Jena an Ihre Adresse ab. Auch die Gartenlaube, Dove’s deutsches Reich und die Augsburger Zeitung und Gegenwart von Lindau erhalten diese Woche noch Frei-Exemplare.

Von der allgemeinen Versendung behalte ich noch ca 300 Exemplare übrig, die hoffentlich bis zum Erscheinen des neuen Abdrucks, ca 3 Wochen, ausreichen werden.

In großer Besorgniß bin ich über die Jahrbücher für Morphologie die Freund Gegenbaur herausgeben will und bei denen er sich noch nicht für einen Verleger entschieden hat. Denn Cohn in Bonn machte ihm einen || [Vorschlag] zur Herausgabe einer Zeitschrift für Anatomie, wogegen Gegenbaur jetzt Jahrbücher für Morphologie herausgeben will, die mehr oder weniger die Mitarbeiter meiner zoologischen Zeitschrift an sich ziehen würden. Bitte, legen Sie ein gutes Wort für mich ein; ich würde einen großen Theil von Freunden verlieren, die mir treu waren und bis jetzt gerade meiner Richtung zur Zierde dienten. Ich werde gewiß mehr halten als ich versprechen werde.

Ihr Eintreffen in Jena haben Sie wohl die Güte mir mit ein paar Worten anzuzeigen? Morgen sende ich Ihnen das Honorar an Ihre Mutter nach Potsdam.

Mit freundschaftlichem Gruße an Sie und Gegenbaur

Ihr

ergebenster

Wilh. Engelmann.

a eingef.: gesandt; b eingef.: fertig

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
14.09.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2911
ID
2911