Korn, Rudolf

Rudolf Korn an Heinrich Ernst Ziegler, Berlin, 9. April 1901

Berlin, den 9. April 1901.

Sehr verehrter Herr Professor!

Aus der Anlage ersehen Sie das Nähere über den Stand des Lexikons, welches, wie Sie wissen, meinen Herrn Chef sehr beschäftigt. Durch die Mitarbeit eines jungen Theologen ist die Sache etwas in ein schiefes Geleis geraten und soll nun wieder eingerenkt werden. Ich würde es ausserdem dankbar begrüssen, wenn Sie sich entschließen könnten, sich an der Sache zu beteiligen, wofür etwa ein Jahr in Aussicht genommen wird. Ferner wäre ich Ihnen ausserdem dankbar, wenn Sie mir einen jungen, gewandten, gebildeten Schüler aus Ihren Kreisen ermitteln könnten, der sich auch schon jetzt mit der Sache beschäftigte und nachher in der Lage wäre dem eigentl. Autor des Werkes bei der letzten Redaktion etwa 4‒6 Wochen hindurch an die Hand zu gehen und bei der definitiven Feststellung des Textes mit Rat und That zu helfen. Ich glaube, dass gerade Sie, der Sie die Verhältnisse auf dem Hügel in Herrn Kruppʼs Hause am Besten kennen, in erster Linie in der Lage sind eine solche Persönlichkeit ausfindig zu machen.

Mit freundlichem Grusse bin ich

Ihr

sehr ergebener

R. Korn

4 Exemplare des vorläufig

gedruckten Lexicons erhalten Sie

mit Paket

[Beilage: Plan des "Lexikons zu den „Haeckelschen Schriften”]

Es ist beabsichtigt, das Lexikon unter dem Titel „Lexikon zu den Häckelschen Schriften, herausgegeben von einem Laien für Laien” der Oeffentlichkeit zu übergeben. In der Vorrede soll gesagt werden, dass ein Laie infolge der vielfachen Fremdwörter und technischen Ausdrücke in den Schriften von Ernst Häckel den Wunsch gehabt hat, diese sich zu erläutern und dadurch den Inhalt der Bücher sich verständlicher zu machen. Von der Ueberzeugung durchdrungen, dass die vielen Freunde Häckels dieses Hilfsmittel dankbar begrüssen werden, hat er sich entschlossen dasselbe der Oeffentlichkeit zu übergeben.

Was das Lexikon in jetziger Gestalt anlangt, so enthält dasselbe die Gesamt-Terminologie von Häckel, ausserdem die von Hertwig und zum Teil von Klaus. Es ist nicht vollständig durchgearbeitet und bedarf einer gründlichen Revision. Es ist geplant dieselbe durch einige Gelehrte vornehmen zu lassen, welche das Lexikon, wenn sie Zeit dazu finden, artikelweise durchsehen und bei jedem Artikel bemerken

entwedern = nicht durchgelesen

oderg = gut, d. h. kann so stehen bleiben

odera = anders, d. h. er muss geändert werden, aber ich habe nicht Zeit ihn selbst zu ändern

oder bei den Artikeln, die in das Fach der Herren schlagen, die wünschenswerten Korrekturen anbringen.

Die 5‒6 Herren, die sich der Mühe unterziehen, würden dann die so korrigierten Exemplare an Professor Dr. Fraass in Stuttgart einsenden, worauf dann definitive Textfestsetzung erfolgen würde. Als Honorar für die Arbeit ist ein Betrag von 2000 Mark und als Zeit 1 Jahrb in Aussicht genommen.

a eingef.: und als Zeit 1 Jahr

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
09.04.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28316
ID
28316