Korn, Rudolf

Rudolf Korn an Heinrich Ernst Ziegler, Essen, 8. Juni 1901

Essen, den 8. Juni 1901.

Sehr verehrter Herr Professor!

Ihren ausführlichen Brief vom 22. April d. Js. hat mir Herr Professor Fraas, der auf einige Monate in Amerika Forschungen anstellt, mit der Bitte hierhergesandt, den Inhalt Herrn Krupp mitzutheilen und Ihnen direkt Antwort zu schicken. Dies habe ich gethan und auch mit Dr. O. Vogt in Berlin, Magdeburgerstrasse 16 gesprochen, der in der Angelegenheit schon viel mit Herrn Krupp thätig gewesen ist. Demnacha begrüsst Herr Krupp mit Freuden Ihre Vorschläge, insbesondere die historischen Vermerke bei den Haeckelʼschen Namen und die Einbeziehung der systematischen Phylogenie. Andererseits bitte ich Sie, noch folgende Punkte zu erwägen: ||

1. Um das Lexikon nicht allzu einseitig zu machen, wäre es doch ganz angezeigt, neben Haeckelʼschen Ansichten auch andere kurz im Gegensatz wiederzugeben z. B. bezüglich der Definition der Vererbung.

2. Ein entschiedener Uebelstand liegt darin, dass die Definitionen zum grössten Theil wörtlich aus Hertwig abgeschrieben sind. Es empfiehlt sich, um der Kritik des allzu grossen Abschreibens zu entgehen, die Definitionen etwas umzuarbeiten.

Was Ihren Vorschlag, dem Lexikon Illustrationen beizugeben, anlangt, so trifft derselbe mit einem oft ausgesprochenen und vielfach ventilirten Wunsche des Herrn Krupp zusammen und Herr Krupp dankt Ihnen sehr, dass Sie sich der Mühe unterziehen wollen, die Abbildungen auszuwählen und anzuordnen. Hierbei möchte ich in Bezug auf frühere Besprechungen erwähnen, dass es sehr wünschenswerth wäre, wenn die Abbil-||dungen nicht lediglich aus Hertwig entnommen wären und vielleicht einige Originalzeichnungen dazu kämen. Herr Dr. Vogt, der seiner Zeit diesem Wunsche Ausdruck gegeben hat, ist vermöge seiner Bekanntschaft mit guten Zeichnerinnen, von denen er Ihnen eine gegen den Winter gern zur Verfügung stellt, ebenso wie durch seine Beziehungen zu dem graphischen Institut und zum Verlag von Gustav Fischer in der Lage und gern bereit, Ihnen bei der Herstellung der Tafeln hilfreiche Hand zu leisten.

Es war mir eine besondere Freude Herrn Professor Haeckel in Berlin zu sehen. Wollen Sie ihm bitte mittheilen, dass die Anweisung von 1200,- Mark statt 2000,- Mark für Herrn Schmidt auf seine Andeutung hin erfolgt ist, dass die letztere Summe zu hoch sei. Selbstverständlich ist eine weitere Honorirung für die Thätigkeit auf dem Hügel in Aussicht genommen. || Ein durchschossenes Exemplar mit einer Revision der Etymologie ist bereits fertig gestellt und ich hoffe, dass in Jahresfrist die endgültige Redaktion und definitive Drucklegung erfolgen können.

Professor Fraas kehrt erst in etwa 8 Wochen von Amerika zurück.

Mit herzlichem Grusse zeichne ich, sehr verehrter Herr Professor, als

Ihr

sehr ergebener

R. Korn

a korr. aus: Dennoch

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
08.06.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28315
ID
28315