Margarethe Krupp an Ernst Haeckel, Essen, 1. Juli 1904
AUF DEM HÜGEL.
HÜGEL,
RHEINPREUßEN.
1 Juli 1904
Hochverehrter Herr Professor!
Gewiß erscheine ich Ihnen sehr undankbar, daßß ich Ihnen für Ihre freundlichen Zeilen u. die so gütige Widmung eines Exemplares Ihrer „Kunstformen der Natur“ bisher nicht dankte, aber zunächst war ich auf Reisen u. kaum zurück gekehrt nahm mich Kornkampflage ganz in Anspruch. So kommt es, daß ich erst heute zur Feder greife, || um Ihnen, hochverehrter Herr Professor, zu sagen welche große Freude Sie mir durch Ihr Schreiben u. Ihre Sendung gemacht haben. Das mir übersandte Exemplar habe ich in meinen eigenen Besitz genommen, während ich die früher an meinen Mann von Ihnen gesandten Hefte habe vervollständigen lassen, zur Einreihung in die hiesige Bibliothek, als Eigenthum meiner Tochter. Demnach ist eine Nachlieferung nicht mehr nöthig, aber ich danke || bestens für Ihr freundliches Anerbieten. Ebenso danken meine Töchter herzlich für Ihr erneutes Anerbieten einer Buchsendung. Ich möchte Sie aber bitten sich damit nicht zu bemühen, da sich Ihre sämmtlichen Schriften im Besitz meines Mannnes befinden u. ich dieselben nach seinem Ableben nun meinen Töchtern zur Disposition gestellt habe.
Dagegen erlaube ich mir Ihnen zur freundlichen Erinnerung an meinen Mann u. seine ihn so erfreuende Beschäftigung auf naturwissenschaftlichem Gebiet mit gleicher Post ein Exemplar der deutschen Uebersetzung der Lo Bianco’schen Bearbeitung der Tiefseefischerei der „Maja“ zu übersenden, an deren Illustrationen mein Mann noch besondere Freude gehabt hat.
Was Ihre Anregung den Herrn H. Schmidt betreffend, anlangt, so werde ich dieselbe im Auge behalten um ihr gelegentlich Folge zu geben.
Indessen empfehle ich mich Ihnen, zusammen mit meinen Töchtern herzlich u. verbleibe in der Hoffnung Sie einmal wieder bei uns begrüssen zu dürfen, mit wiederholtem besten Dank in aufrichtigster Verehrung
Ihre sehr ergebene
Margarethe Krupp