Arnold Lang an Ernst Haeckel, Zürich, 18. September 1895
ZOOLOGISCHES UND VERGLEICHEND ANATOMISCHES INSTITUT
BEIDER HOCHSCHULEN
IN ZÜRICH
Verehrter Lehrer und Freund!
Für die freundliche Zusendung Ihres neuen grossen Opus: „Systematische Phylogenie der Wirbelthiere“ sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Die unglaubliche Arbeitskraft und das geniale Geschick, mit dem Sie in so kurzer Zeit so ausgedehnte Materien zu behandeln und zu richten wissen, erregt immer wieder von neuem meine Bewunderung a. Ich werde im nächsten Winter bei Anlass meiner grossen Vorlesung über vergleichende Anatomie der Wirbelthiere reichlich Gelegenheit || haben, Ihr Buch zu consultiren und ich freue mich schon darauf. Ich selbst stecke gegenwärtig hinter einer ausführlichen Biographie von Carl Vogt, die mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft ist, hauptsächlich wegen der Vielseitigkeit des Mannes.
Hoffentlich geht es Ihnen nunmehr wieder recht gut und können Sie wieder zu gehen anfangen. Ich habe sehr häufig an Sie gedacht und mir lebhaft vorgestellt, wie schmerzlich Ihnen die lange Periode gezwungenen Festliegens sein musste.
Wir befinden uns alle wohl. Der Homunculus gedeiht ganz || gut und scheint, was den Durst und den En bonpoint anbetrifft – leider, leider – den Vater zum Vorbild nehmen zu wollen.
Nochmals besten Dank und die herzlichsten Grüsse von der ganzen Familie Ihres ehemaligen Ritter Professors
Arnold Lang
18. Sept. 1895.
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