Johann Wilhelm Ludowici an Ernst Haeckel, [o. O.], 31. Mai 1916
31. Mai 16.
Sehr geehrter Herr Professor!
Vielen Dank für den Gruss, welchen Sie auf der Karte meines Vaters beifügten. Der dritte Kriegssommer! Es grünt und blüht und Vögel singen als wolle die Natur all die hässlichen Narben, die Gräben und Stellungen überwuchern und zudecken. ‒ Morgens, wenn die a Sonne in die stillen Täler hereinfliesst und der Nebel die Hänge heraufkriecht vergisst man wohl Ort und Zeit und träumt sich in den Frieden hinein. Ein Schuss, der sich scharf und hart in den Bergen bricht zerstört die Stimmung, Gedanken an einst und jetzt und das, was noch kommen mag jagen mir durch das Hirn. Wann gibt uns der Kriegsgott || wieder frei zu langentbehrtem Studium und frischem Kampf auf einem grossen, stillen Schlachtfeld? ‒
Beiliegend erlaube ich mir Ihnen einige meiner Bildchen zu übersenden.
Viele Grüsse aus dem Feld
in Hochachtung
W. Ludowici
a gestr.: st