May, Walther

Walther May an Ernst Haeckel, Hamburg, 31. Dezember 1898

Hamburg 31.12.98.

Speersort 20 IV.

Hochverehrter Herr Professor!

Bei Gelegenheit des Jahreswechsels erlaube ich mir, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche zu senden. Sie dürfen wohl mit hoher Befriedigung den Ausgang des 19. Jahrhunderts feiern, des Jahrhunderts, das charakterisiert ist durch den Sieg der Darwinschen Theorie, der nächst Darwin Ihnen zu || danken ist! Möchte es Ihnen vergönnt sein, noch lange Jahre im Dienste Ihrer schönen Wissenschaft zu arbeiten und Ihre Schüler dafür zu begeistern!

Je länger ich in Hamburg bin, desto mehr begreife ich es, daß Sie Jena Zeit Ihres Lebens treu geblieben sind. So interessant Hamburg in mancher Beziehung ist, so wenig vermag es in anderer Hinsicht zu befriedigen. Ich denke oft mit Sehnsucht an die unvergesslichen Tage in Jena zurück und preise || jeden glücklich, dem es vergönnt ist, sein Leben an diesem unvergleichlichen Orte zuzubringen. Mit Wehmut haften oft meine Blicke auf den Bildern von Jena, die an der Wand meines Zimmers hängen, und ich vergesse dann auf Augenblicke das Begrabensein in dem Häusermeer der Großstadt.

Indem ich Ihnen nochmals viel Glück zum Jahre 1899 wünsche, verbleibe ich || in alter Verehrung und vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener und dankbarer Schüler

W. May.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.12.1898
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 26480
ID
26480