Marie Luise Nebuschka an Ernst Haeckel, Dresden, 17. Juli 1916
Dresden 17. Juli 1916.
Im grünen Sumpfe quaken die Frösche
Die Lerche steigt trillernd in die Luft
Die Grillen zirpen im hohen Grase
Und alles umgaukelt ein süßer Duft.
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Waldesduft u. Akazienblüten
Wie wirkt das betörend auf Herz u. Sinn.
Es lebt u. blüht alles, der Kuckuck lockt leise
Wir gehen durch die Schönheit still glücklich dahin.
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O Mensch, der verzweifelt am Menschen du bist
Dem Enttäuschungen blieben nicht aus
Hier ist keine Täuschung, hier ist die Natur
Hier ruhe vom Kampfe dich aus.
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Vergiss unterm grünen Blätterdach
Die traurigen trüben Stunden
Erinnerungen werden hier wach
Die längst schon dahingeschwunden.
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Träum dich hinein in die selige Zeit
Denk an den sonnigen Süden,
Vielleicht erträgst du es leichter dann
Was dir das Schicksal beschieden.
In dankbarer Verehrung
Lissi Nebuschka.