Paul von Rautenfeld an Ernst Haeckel, Vichy, 29. April 1908
Vichy, d. 29. April 1908
(Adresse: Riga, Erster Weidendamm 14).
Hochgeehrter Herr Professor.
Damit Sie nicht glauben, daß ich mein Versprechen Fell und Skelett eines japanischen Affen für das Phyletische Museum zu verschaffen, vergessen hätte, erlaube ich mir Ihnen schon jetzt mitzuteilen, daß ich eben von meinen Freunden aus Japan Nachricht erhalten || habe, daß alles in Bereitschaft gemacht wurde. Erst jetzt soll die Zeit beginnen, wo man die Affen erlegen darf. Wahrscheinlich werden mir zuerst Felle und Schädel eines männlichen und weiblichen japanischen Affen zugesandt werden und darauf vollständige Skelette derselben Spezies. Es soll sehr schwer sein von ein und demselben Tiere sowohl das Fell als auch das Skelett tadellos zu erhalten.
Sobald die Naturalien in Hamburg angelangt sein werden, || wird sie Ihnen der Spediteur Lind von dort aus sofort zustellen. Unkosten werden damit dem Phyletischen Museum nicht erwachsen, da ich die Gegenstände demselben zu dedizieren gedenke.
Ich hoffe daß Sie, Exzellenz, und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin sich guter Gesundheit erfreuen und daß der unangenehme Eindruck, welchen das nichtswürdige Steinwurf-Attentat auf Sie gemacht haben muß, bereits der Vergessenheit anheimgefallen ist. Auch setze ich voraus, daß Sie in Jena besseres Wetter || gehabt haben als wir hier in Vichy, wo es bis ganz vor kurzem häufig stark geschneit hat – ein unangenehmer Witterungswechsel, wenn man aus Ajaccio kommt.
Zum Schluß erlaube ich mir noch zur Berichtigung meines Ihnen seinerzeit aus Neapel zugesandten curriculum vitae mitzuteilen, daß mir eben, Kaiserlichen Edikt gemäß, der Orden vom Doppelten Drachen aus Peking übersandt worden ist.
Indem ich mich Ihrer Frau Gemahlin bestens empfehle verbleibe ich
Euer Exzellenz
ergebenster
P. v. Rautenfeld