Pauline Raudnitz an Ernst Haeckel, Prag, 24. Juli 1907
24.7.1907
Prag II
Parkstr. 9
Innigst verehrter Meister,
so festbestimmt hatte ich Ihr Kommen nach Prag vorausgesetzt, so vertrauensvoll Ihrer Zustimmung entgegengesehen, dass ich betrübt und traurig enttäuscht Ihre Worte las. Tiefbetrübt sind aber nicht blos wir, sondern das gesammte vorbereitende Comité hat die || Nachricht Ihres Nichtkommens mit schmerzlicher Enttäuschung vernommen. Namentlich von čechischer Seite, ‒ denn bei dieser Gelegenheit arbeiten Vertreter beider Nationalitäten zusammen, ‒ hat man die Kunde mit grosser Trauer empfunden, was uns Deutsche mit Genugthuung erfüllt. Und ich bin officiell beauftragt worden, an Sie nochmals mit der Bitte heranzutreten, wenigstens am Eröffnungstage dem Congresse beizuwohnen. ||
Dann juble auch ich, Sie begrüssen zu dürfen.
Der Bitte folgt nun ein Dank: Wie unbeschreiblich liebenswürdig war es von Ihnen, uns das schöne Bild zu senden. Ein heiliger Mann! auch an Güte und Liebenswürdigkeit.
Segnen Sie denn mit Ihrer Gegenwart uns Alle.
Ihre
Paula Raudnitz