Emil Rade an Ernst Haeckel, Münster in Westfalen, 1. Dezember 1876
Münster den 1. Dezember 1876.
Hochverehrter Herr!
Endlich bin ich soweit, daß das Album in Arbeit ist und doch hat das Schreiben darüber noch kein Ende. Gestern noch kam eine Anfrage von Herrn Dr. du Prel, ob Photografie und Geldbeitrag jetzt noch willkommen sei, was ich natürlich bejahend beantwortet habe, da die Blätter einzeln angefertigt werden. – Es sind bis jetzt 920 Mark und soviel Photografien eingegangen, das außer den vier ersten Blättern, welche das Titelblatt, ein Widmungsgedicht, Ihre Photografie und Ihr Gruppenbild enthalten, noch 21 oder 22 Blätter mit je 6 bis 10 Bildern das Album schmücken werden: die Beschreibung der einzelnen Blätter mit den Namen, Titeln und sonstigen Angaben der betreffenden Person kann nicht unter 300 Mark gemacht werden, ca 400 Mark wird der übrige Theil des Albums kosten und ich habe bis jetzt schon an 300 Mark Unkosten gehabt, muß also noch ziemlich viel zulegen, bis die Ehrengabe an Ort und Stelle und der Rechenschaftsbericht gedruckt und vertheilt sein wird. Doch hat das keine Noth, es wird Alles so gut und effektvoll als möglich zu Ende geführt werden und hoffe ich durch den Verkauf der Broschüre an die Nichttheilnehmer unsres Albums – die Theilnehmer erhalten dieselbe natürlich unentgeldlich [!] – auf meine Kosten zu kommen. Ich bin augenblicklich mit J. Schneider in Straßburg i/E. in Verhandlung, der schon ein Buch von mir gedruckt || und verlegt hat und sich früher schon bereiterklärte, auch diese Broschüre: „Charles Darwin und seine deutschen Anhänger 1876/77“ zu übernehmen. Und so wird das Unternehmen hoffentlich zur Befriedigung aller Betheiligten ausfallen.
Ich denke ein Glückwunschschreiben an unseren Jubilar auf Pergament in zierlicher Schrift mit besonderem Umschlag ausführen zu lassen und Ihnen dasselbe demnächst im Concept zur gütigen Beurtheilung vorzulegen. Von Ihnen, hochverehrter Herr, erbitte ich mir auch die genaue Adresse von Herrn Darwin.
Das Album muß kontraktgemäß bis zum 15. Januar fertig sein und werde ich dasselbe dann Ihnen, wenn Sie es wünschen, zur Ansicht zusenden, um es dann noch einige Tage hier sowie in Düsseldorf ausstellen zu lassen, denn je mehr Leute sehen, desto besser ist es, wie mir scheint.
Um aber Ihre kostbare Zeit, hochverehrter Herr, nicht zu lange in Anspruch zu nehmen schließe ich mit der Bitte, mir ein gewogentliches Andenken bewahren zu wollen.
In vollkommenster Hochachtung
Rade