Emil Rade an Ernst Haeckel, Münster in Westfalen, 30. Dezember 1877
Münster i/W. den 30. Dezember 1877.
Hochverehrter Herr Professor!
Es treibt mich, zum bevorstehenden Jahresschlusse Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen für Sie und Ihre Familie. Möge ein günstiges Geschick über Ihnen und all Ihrem Wollen und Thun walten zu Ihrem und der Ihrigen Glück und zum Besten der Wissenschaft, zur innigen Freunde Aller, die Ihren hohen Bestrebungen mit Liebe und Begeisterung folgen! Zu diesen darf ich mich wohl auch rechnen, und wenn soviel Monate verflossen sind, ohne daß Sie von mir zu hören bekommen, so geschah es lediglich in Rücksicht auf Ihre allzukostbare Zeit. Und auch heute soll meine Epistel nicht allzulang werden und so theile ich Ihnen nur in Kürze mit, daß auch das vergehende Jahr meine Bestrebungen zum Nutzen unserer zoologischen Sektion und zur Aufklärung der hier noch herrschenden Finsternis reich gelohnt hat und augenblicklich eine permanente mikroskopische Ausstellung hier im Werke ist. – Hoffentlich bringt mir das neue Jahr auch von Ihnen ein neues Werk; der „Kosmos“ wenigstens hat schon etwas in Aussicht gestellt.
Bleiben Sie, hochverehrter Herr, auch für die Folge wohl gewogen Ihrem
treu ergebenen
Rade