Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 23. Juli 1889
Verlagsbuchhandlung
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Strasse 12.
Berlin 23. Juli 89
Lieber Ernst
Du mußt schon wieder einen Brief von mir lesen.
Heinr. Riffarth, photochemigraphische Kunstanstalt W. Bendler Str. 13 findet Deine beiden Bilder künstlerisch vollendet – die Photographen, und Riffarth ist auch einer, wollen alle Künstler sein, und sie sind doch nur mehr oder weniger geschickte Handwerker – also künstlerisch vollendet, giebt aber der Güntherschen Photographie zum Zweck der Heliogravüre den Vorzug, weil in ihr die feinen Schatten nirgends fehlen, bei Haack aber über der Stirn und an den Schläfen beim Haaransatz ausgeblieben sind; auch die Kopfform wäre schlecht gerathen; viel zu weiß, der Ruß auf der rechten Schulter sei verbrannt.
Wir nehmen also die Günthersche || Photographie, und ich bitte Dich mir in den nächsten Tagen einen Brief zu schicken für Carl Günther, Photograph Behren Strasse W 24a mit dem Ersuchen das Negativ Deiner Photographie gegen die übliche Zahlung von 10 Mark (die natürlich mir zur Last fallen) dem H. Riffarth zu überlassen. Da Günther aber beim Abgeben seiner Negative bisweilen Schwierigkeiten machen soll, so wirst Du gut thun, ihm – Günther – noch mitzutheilen, daß das Negativ für eine neue Auflage Deiner Schöpfungsgeschichte gebraucht würde, welcher nach Wunsch Deines Verlegers Dein Portrait in Heliogravüre beigegeben werden solle. Das wird Günther beruhigen, da er keine Heliogravüren macht.
Viele Grüße an die Deinen und die Kinder von Deinem
treuem Ernst Reimer
a eingef.: 24