Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 26. August 1874
Georg Reimer.
Berlin.
Anhaltische Strasse 12.
Berlin 26 August 1874
Lieber Ernst,
Wir sind bereits heute vor acht Tagen von unserer Schweizer Reise zurückgekehrt wohlbehalten gesund und recht erfrischt wenn auch wenigstens vom Wetter weniger begünstigt als zu wünschen gewesen wäre. Es gab viel Regen und war oft recht kühl. Inzwischen ist die neue Auflage der Schöpfungsgeschichte ja erfreulicher Weise soweit gediehen, daß ich nach Frommanns Benachrichtigung in den nächsten Tagen die letzten Bogen erwarten darf und Giltsch hat nach heute eingegangenem Avis auch die von ihm gedruckten Tafeln bereits abgeschickt. Ich will also auch mit meiner Schuldigkeit nicht zurückbleiben und schicke hierbei das verabredete Honorar von 1200 r. Dein Portrait wenn es auch ähnlich ist, hätte H. Andorff sorgfältiger anfertigen können. Ich hatte nach seinen früheren Arbeiten eine bessere Leistung erwartet zumal da ich ihm den für ein Portrait dieser Größe geforderten hohen Preis von 120 r ohne Widerstand unter der Bedingung be-||willigt hatte daß er alle mögliche Sorgfalt und Fleiß auf die Ausführung anwenden sollte. Aber er hat leider wie ich erst vor kurzem erfahren habe schon seit Jahr und Tag, gelinde ausgedrückt, sehr starken Durst.
Neulich hat sich ein Serbischer Dr med. Clichés von den Holzschnitten zur Schöpfungsgeschichte für eine Serbische Uebersetzung erbeten und erhalten, da dergleichen den Absatz eher fördert als hindert denn wer genug Deutsch kann liest doch lieber das Original.
Hoffentlich geht es mit Deinem Walter wieder so gut daß Du ohne Sorge die beabsichtigte Reise antreten kannst die Du nach so viel Arbeit zur Erholung auch bedürfen wirst. Ist denn Deine Frau schon von Salzungen mit ihm zurück.
Wir werden auch bald an eine neue Auflage der Morphologie denken können da der Vorrath nicht mehr groß ist. Indessen hat es immerhin bis zu Deiner Rückkehr Zeit. Du wolltest ja wenn ich nicht irre den Umfang erheblich reduciren und auf einen Band beschränken; das würde auch ohne Zweifel für den Absatz des Buches sehr dienlich sein.
Bei uns ist Gott Lob Alles wohlauf. In diesen Tagen ist auch unser Friedrich || der seit zwei Jahren in England war zurückgekehrt und jetzt bei uns in das Geschäft eingetreten.
Lebe wohl lieber Ernst, möge es Dir und den Deinen recht wohl ergehen und die vorhabende Reise glücklich von Statten gehen.
Mit herzlichem Gruß
Dein G Reimer