Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 21. Dezember 1900

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG, EXPEDITION UND REDACTION:HERAUSGEBER:

GEBRÜDER PAETEL IN BERLIN.DR. JULIUS RODENBERG IN BERLIN.

W., LÜTZOWSTR. 2. W., MARGARETHENSTR. I.

BERLIN, W., DEN 21. Dec. 1900.

Verehrter Herr Professor!

Es wird mir gar eigenthümlich zu Muth, wenn ich denke, daß diese Zeilen die weite Reise zu Ihnen über die südlichen Seen machen sollen, u. ich erinnere mich dabei der Zeit, da ich Ihnen schon einmal über solche Fernen hin geschrieben habe. Neunzehn Jahre sind seitdem vergangen, aber die vorliegenden Blätter zeigen mir, daß Sie – wenn auch das Haupt inzwischen ergraut sein mag – im Herzen jung geblieben sind, daß die Ideale der Jugend in Ihnen weiter leben, daß Ihr Enthusiasmus für alles Hohe u. Schöne, Ihre Freude an der Natur u. dem Dasein etwas Hinreißendes auch für den Leser haben, an den Sie sich in diesen Reisebriefen wenden. Daß ich daneben die außerordentliche vitale Kraft bewundere, die dazugehört, um in einer fremden Umgebung u. in so kurzer Zeit eine Leistung wie diese 84 Seiten zu vollbringen, versteht sich ebenso von selbst, wie die Thatsache, daß Sie sie für die „Rundschau“ || geschrieben haben, mich mit innigem Dank erfüllt. Angeregt durch die treffenden Bemerkungen, die Frl. von Uslar-Gleichen, welche die Güte hatte, das mir gesandte MS mit einem ausführlichen Briefe zu begleiten, u. ermächtigt durch Ihr mich ehrendes Vertrauen habe ich nun hier u. da den Redactionsstift angesetzt u. – um mit dem Anfang zu beginnen – statt „Aus Insulinde. Reisebriefe aus dem Mal. Archipel“ nur „Insulinde. Reisebriefe aus dem M. A.“ stehen laßen, womit ich hoffentlich keinen Fehlschritt gethan. Dann ist in der Pariser Ausstellung u. der Fahrt durch die Schweiz Einiges gekürzt u. diea Anfeindung auf die lex Heinze fortgelaßen worden, weil sie mir hier out of place schien u. „die Moral“ sich von selbst ergiebt. Auch dem Bayrischen Bier u. den obligaten Wirten ist wohl mit einer Erwähnung genug gethan, wie ich dem überhaupt, mit besten Wißen u. Gewißen, bemüht gewesen bin, Wiederholungen zu beseitigen. Sie werden ja sehen, u. auf alle Fälle soll Ihnen das MS. aufbewahrt werden, damit Sie später in der Lage sind, wiederherzustellen, was Sie etwa vermißen. Viel wird es nicht sein. Um bei den botanischen u. zoologischen Namen sicher zu gehen, habe ich Herrn Wilhelm Bölsche gebeten, eine Correctur zu lesen, was er dann auch mit Freuden übernommen hat. Die von Ihnen gewünschten 70 Separatabzüge werden gemacht u. nach Ihrer Anordnung – 30 an Ihre Frau Gemahlin, 40 an die angegebenen Adressen – versandt werden. Es bleibt mir nur noch nach zu fragen, was Sie hinsichtlich des Honorars bestimmen || wollen: ob die Verlagshandlung es Ihnen gutschreiben oder wohin sie es senden soll.

Möge dieser Brief, der den deutschen Norden in trübem Winterwetter verläßt, Sie auf Ihrer Insel „in des Sommerwetters Bläue“ bei frohem Wohlbefinden antreffen. In reger Erwartung sehe ich Ihrer für den Januar angekündigten zweiten Sendung entgegen u. empfinde es als einen hohen Vorzug, daß ich der Erste von Ihren europäischen Verehrern sein soll, der dann weitere Nachrichten von Ihnen empfängt. Meine Frau vereinigt sich mit mir in den herzlichsten Grüßen u. ich bin

In aufrichtigster Dankbarkeit ergeben

Ihr

Prof. Dr. Julius Rodenberg.

Nach nochmaliger Erwägung habe ich geglaubt, den Titel beßer so zu formulieren:

Aus Insulinde.

Malayische Reisebriefe

von

E. H.

Auf diese Weise ist das doppelte „aus“ auch vermieden u. die „Mal. Reisebriefe“ correspondieren dann um so beßer mit den „Indischen“.

a gestr.: worden, eingef.: u. die

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.12.1900
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20272
ID
20272