Justina Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 16. Juli 1882
BERLIN, W.
MARGARETHENSTR. 1.
16 Juli 1882
Verehrtester Herr Professor!
Darf ich wohl wagen selbst einige Worthe an Sie zu richten, um Ihnen zu sagen wie sehr mich die Aussicht erfreut, Sie im September hier zu sehen? Die Stunden, die wir jüngst in Jena verlebt haben, sind mir durch Sie so genußreich und unvergeßlich gewesen, daß ich die persönliche Berührung mit Ihnen, der Blick in Ihre Werkstatt und in Ihre eigene Welt als ein unschätzbares Gut betrachte, und ich mir kaum etwas Schöneres wünschen möchte als recht oft und recht lange || anhören zu dürfen was Sie gesehn und geforscht haben. Ich rechne auch darauf, daß Sie uns hier soviel von Ihrer Zeit schenken werden, als Ihnen möglich sein wird, und jetzt schon male ich mir Mittag oder Abend in Ihrer Gesellschaft aus. Freilich „Monte e mari“ kann ich Ihnen nicht versprechen, ma una cordiale amicizia sincera quanto mai! Ich möchte mit der Bitte schließen, daß Sie Ihr Bild für unser Album nicht vergessen, und indem ich noch im Namen meiner Tochter für Ihre freundlichen Grüße danke, bin ich mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochachtung
Ihre ergebene
Justina Rodenberg.